Es war bisher ein Schauspiel in drei Akten: Schafft es Kanzler
Schröder, seine Vertrauensfrage zu verlieren? Löst Bundespräsident
Köhler das Parlament auf? Gibt das Verfassungsgericht endgültig
grünes Licht für die Wahl? Fragen, über deren Antwort man möglichst
zeitnah informiert werden wollte. Ein Verlangen, das auch die
Mallorca-Deutschen hatten. Viele verfolgten am Donnerstag die
Entscheidung der Karlsruher Richter live.
Es fällt auf: Auch Deutsche, die schon seit Jahren auf Mallorca
leben und sich als „gut integriert” bezeichnen (es möglicherweise
auch sind), interessiert die Heimat. Nur die wenigsten haben ihre
Wurzeln gekappt. Man weiß mehr über die Fußball-Bundesliga als über
die „Primera División”, lästert eher über „Big Brother” als über
„Gran Hermano”, kennt Schröders Minister besser als das Kabinett
von Zapatero. Zumal es heute dank Satelliten-Antenne oder Internet
kein Problem ist, auf dem Laufenden zu bleiben.
Es liegt wohl daran, dass die meisten Mallorca-Deutschen den
größten Teil ihres Lebens in der alten Heimat verbracht haben. Wer
erinnert sich schon an die dramatischen Stunden, als König Juan
Carlos 1981 einen Staatsstreich vereitelte? Dafür haben aber alle,
die damals alt genug waren, die Bilder der Schleyer-Entführung oder
den GSG-9-Einsatz in Mogadischu noch vor Augen.
Jedoch: Auch wer Mallorca als sein neues Zuhause betrachtet,
muss sich nicht dafür schämen, mit einem Ohr noch in Deutschland zu
sein. Integration heißt nicht, dass man seine Vergangenheit leugnen
oder aufgeben soll. Denn man braucht ja gerade die gemachten
Erfahrungen, um die Vor- und Nachteile einer anderen Gesellschaft
wahrnehmen zu können. Wichtig ist nur Verständnis. Zum Beispiel
dafür, dass manche Dinge auf Mallorca anders laufen als in
Deutschland, weil die beteiligten Personen einen ganz anderen
Hintergrund haben. Voraussetzung für Verständnis ist auf der Insel,
dass man die Mallorquiner kennenlernt. Dass dazu auch diejenigen
eine Chance haben, die nicht so gut Spanisch oder Katalanisch
sprechen, dazu trägt MM jede Woche seinen Teil bei.
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