Geht es nach dem Willen von Calvià, wird die Gemeinde ab
September 2006 eines der größten künstlichen Riffe der Welt haben.
Unterwasser-Landschaftsarchitekten bedarf es dabei nicht. Die in
diesem Frühjahr von der spanischen Marine ausrangierte Fregatte
„Baleares” soll bei den Malgrats-Inseln versenkt werden, etwa 300
Meter von der Küste entfernt. Von dem Projekt erhofft sich
Bürgermeister Carlos Delgado eine Belebung des Tauchtourismus in
Calvià. Das Genehmigungsverfahren ist Ende vergangener Woche
eingeleitet worden. Die Gemeinde reichte ihr Projetk in erster
Instanz beim hiesigen Fischerei– und Agrarministerium ein und stieß
bereits vorab auf Wohlwollen seitens der Behörde.
Wie die balearische Agrarministerin Margalida Moner erklärte,
müssten die eingereichten Pläne und Umweltverträglichkeitsstudien
zwar erst noch detailliert geprüft werden, generell habe das
ehrgeizige Projekt aber die Unterstützung der gesamten
Balearen-Regierung.
Sowohl Moner als auch Delgado betonten während einer
Pressekonferenz am vergangenen Freitag (22. Juli), dass sowohl die
Meeresflora und -fauna als auch die Tourismusindustrie von der
Versenkung des Kriegsschiffes profitieren. Unter anderem würde
damit eine Zone geschaffen, in der sich die Posidoniavorkommen und
andere Meerespflanzen ideal vermehren könnten. Für die Taucher
würde eines der interessantesten Gebiete in Europa entstehen.
Bereits jetzt schon kämen jährlich 150.000 Tauchurlauber auf die
Balearen, um in den Inselgewässern ihren Sport auszuüben. Dabei
handle es sich um Gäste, die sich durchschnittlich 12'5 Tage auf
den Balearen erholten und im Vergleich zu anderen Urlaubern
deutlich mehr Geld ausgäben.
Die Kritik der Umweltverbände verwarfen die Politiker unter
anderem mit dem Argument, dass selbst Greenpeace seine „Rainbow
Warrior” vor Australien versenkte.
Sollte sich auch die spanische Küstenbehörde der Argumentation
der Gemeinde anschließen, wird die 133 Meter lange, 14 Meter breite
und 4177 Tonnen schwere „Baleares” im Herbst kommenden Jahres, wenn
die Brutzeit der Wasservögel beendet ist, versenkt.
Zuvor werde das Kriegsschiff nach Cartagena geschleppt und dort
vollständig gereinigt; alle aus Umweltschutzaspekten bedenklichen
Substanzen würden entsorgt. Dann wolle man das Kriegsschiff an
einer geeigneten Stelle versenken. Nicht zu tief, damit möglichst
viele Tauchbegeisterte angezogen werden. Insgesamt belaufen sich
die Kosten des Projekts auf 1'6 Millionen Euro.
Es ist nicht das erste Mal, dass in Spanien Kriegsschiffe als
Tauchattraktion dienen. Vor der Küste von Murcia wurden 1999 drei
Minensucher versenkt. Die „Baleares” wäre aber die größte
Unterwassersensation Europas.
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