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Susanne S. (Name von der Redaktion geändert) berichtet in einer Frauenrunde von einem Problem, über das fast alle mitreden können: „Das einzige, was mich an meinem Mann stört, ist, dass er nachts so laut schnarcht.” „Kleine Schubser”, „den Arm streicheln” oder „pfeifen” werden als Hausmittel preisgegeben, um Schnarchnasen zumindest vorübergehend zur Ruhe zu bringen. Susanne S. erträgt die lautstarken Schnaufer ihres Bettgenossen mit stoischer Gelassenheit: „Ich sage mir dann, was für ein toller Typ er ist und dass ich Glück habe, neben ihm zu liegen”, so die Mallorca-Residentin.

Längst nicht alle Partner(innen) gehen so nachsichtig mit nächtlicher Ruhestörung um: „Die meisten der Patienten, die wegen des Schnarchens zu mir kommen, werden von ihren Frauen geschickt”, sagt Hals-Nasen-Ohrenarzt Thomas Eigel von der Clínica Picasso in Palma. Frauen kommen weitaus seltener wegen dieses Problems in seine Praxis: zum einen, weil Männer tatsächlich häufiger schnarchen, und zum anderen vielleicht, weil Männer vom Geschnarche nicht so leicht aufwachen, wie ein engliches Forscherteam der Universität Surrey in einer breit angelegten Studie über das Schlafverhalten von Paaren herausgefunden haben soll. Demnach haben Männer auch weniger Skrupel, ihre schnarchenden Frauen zu wecken. Viele Frauen akzeptierten die Störung, ohne ihre Männer zu wecken. Problem: Sie müssten dadurch auf bis zu fünf Stunden Schlaf pro Woche verzichten, wodurch ihre Leistungsfähigkeit, Fahrtüchtigkeit und Fitness stark leide. Mitunter sei das Rrrr-Ratzen ein regelrechter Beziehungskiller.

Schnarchen ist ein weitverbreitetes Phänomen: Es soll bei etwa jedem zweiten Mann über 50 auftreten. Ab diesem Alter nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass Frauen im Schlaf sägen. Verursacht wird das Geräusch durch eine Vibration, die durch Erschlaffung der Muskeln in der hinteren Kehle entsteht. Durch Übergewicht, schweres Essen und Alkoholgenuss am Abend kann es begünstigt werden, außerdem durch die Verengung der oberen Luftwege, die die Atmung durch die Nase erschwert.

Außer der Belastungsprobe für die Partnerschaft ist das Schnarchen an sich kein gesundheitliches Problem – außer es geht mit dem Schlafapnoe-Syndrom einher, unter dem schätzungsweise etwa vier Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen über 40 leiden.

Die Schlafapnoe ist eine Atemregulationsstörung: Mehr als zehnmal pro Stunde setzt die Atmung für mehr als zehn Sekunden aus, wodurch der Schlafrhythmus gestört wird, oft ohne dass der Schläfer direkt etwas davon merkt. Viele Symptome zeigen sich tagsüber: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depressionen, Konzentrations- und Potenzstörungen können Anzeichen für Schlafapnoe sein. „Die häufigen Atem– aussetzer sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden”, sagt Hals-Nasen-Ohrenarzt Eigel. Die Unterversorgung mit Sauerstoff könne zum Absterben von Hirnzellen, zu Herzproblemen so– gar mit tödlichen Folgen führen. Der Gang zum Arzt und eventuell zu einem Schlaflabor ist bei Schlafapnoe daher dringend angeraten, um die Ursachen und eine geeignete Therapie herauszufinden: „Pauschalmittel gibt es nicht”, so Eigel. „Als man bei mir vor acht Jahren im Schlaflabor die Diagnose präzise stellte, hatte ich in dieser Nacht 480 Atemaussetzer und war in keinem Augenblick in die REM-Schlafphase gefallen”, berichtet Mallorca-Resident Gerhard Rode. Morgens wachte er häufig mit geschwollenen Augen und Kopfschmerzen auf und „mit dem Gefühl, die Augen seien mit Sandpapier abgerieben worden”. Das angestaute Schlafdefizit manifestierte sich bei ihm in zwanghaft auftretenden Sekunden-Nickerchen.

Schnarchen kann verschiedene Ursachen haben, so Eigel: die Behinderung der Atmung im Bereich der Nase, zum Beispiel durch Polypen, oder im Bereich des Rachens durch zu große Mandeln, lange Gaumensegel oder eine zu große Zunge. Auch die Stellung des Kiefers kann Einfluss haben. „Manchmal helfen schon kleine Dinge wie eine Ernährungsumstellung, das Spülen der Nase mit Salzwasser oder der Wechsel der Bettdecken bei Stauballergikern.” Bei der Verengung der Nase habe er mit der noch relativ neuen Radiofrequenztherapie „Riesenerfolge” erzielt, ein ambulanter und schmerzfreier Eingriff.

Ein häufig angewandtes Hilfsmittel ist das nCPAP-Gerät: Um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten, trägt der Patient beim Schlafen immer eine Gesichtsmaske, mit deren Hilfe bei den Aussetzern Luft durch die Nase gepresst wird. Die Beschwerden verschwinden, „aber viele Patienten tolerieren die Maske gar nicht”, so Eigel.

Gerhard Rode ist so ein Patient, dem die Maske überhaupt nicht behagte. Bei der Suche nach effektiv helfenden Alternativen ist er auf die sogenannte FaceFormer Therapie gestoßen. Ein deutsches Logopäden-Paar hatte bei seiner Arbeit einen verblüffenden Nebeneffekt bemerkt: Viele ihrer Patienten mit Schlafapnoe-Problem berichteten laut Rode, dass sich ihre Schlafqualität verbessert hatte, seitdem sie mit dem von ihnen entwickelten einfachen Gerät regelmäßig Muskelübungen mit der Zunge und im Mund– und Rachenraum machten. Gerhard Rode ist begeistert von der Wirksamkeit des FaceFormers: Seitdem er regelmäßig mit dem schnullerartigen Gerät trainiere, schlafe er viel besser und sei tagsüber fitter. Er sei so überzeugt von dieser Methode, dass er den FaceFormer nun auch auf Mallorca vermarkten will.