Mallorca ist eine Insel, und Inseln haben viel Wasser. Salziges
Meerwasser vor allem. Mit Süßwasser sieht es meist anders aus, und
da ist auch Mallorca keine Ausnahme. Der Trinkwassermangel hängt
wie ein Damoklesschwert über dem Eiland.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde das anders gesehen.
Wer in alten MM-Ausgaben der 70er und 80er Jahre blättert, stößt
auf heute abenteuerlich scheinende Aussagen von Experten,
Unternehmern und Wünschelrutengängern. Tief im Untergrund der Insel
befände sich ein gigantischer Süßwasserstrom. Man müsse das
unerschöpfliche Vorkommen nur entsprechend anbohren, dann flösse
das Nass ohn' Unterlass.
Heute ist man einige ernüchternde Erfahrungen reicher. Je mehr
Raubbau am trinkbaren Grundwasser der Insel betrieben wird, desto
mehr drückt Meerwasser landeinwärts ins Gestein und lässt die
Brunnen versalzen.
Den Verantwortlichen auf Mallorca wird schmerzlich bewusst, was
den Einwohnern der Insel in früheren Jahrhunderten allgegenwärtig
war: Mallorca hat nur soviel Trinkwasser, wie es auf die Insel
herabregnet. Die Römer, Mauren und späteren christlichen Eroberer
gingen mit dem Rohstoff sparsam um, wussten jeden Tropfen zu
nutzen. Alte Häuser in Palma weisen allesamt Zisternen auf, in
denen das Regenwasser vom Dach aufgefangen wurde.
Es ist gut, dass auf Mallorca ein Umdenken eingesetzt hat. Die
Insel zählt reichlich Kläranlagen, und die Vorsätze, gereinigtes
Wasser wiederzuverwenden, nehmen zu. Bei den Einsparbemühungen
setzt man noch zu einseitig auf die Landwirtschaft. Die Felder
sollen statt mit Grundwasser aus Brunnen verstärkt mit recyceltem
Wasser aus der Kläranlage bewässert werden. Wenn damit dem
Wasserkonsum der Mais– und Kartoffelbauern im Norden der Insel ein
Riegel vorgeschoben wird, ist das nicht schlecht. Aber es fehlt
auch an Maßnahmen gegen die Verschwendung in den Städten.
Individuelle Wasseruhren sind in den meisten Mehrfamilienhäusern
auch nach Jahren der Diskussion immer noch ein Exotikum.
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