Vorausgegangen war die Bekanntgabe des neuen Geschäftsfeldes
durch den Leiter für Marketing bei Thomson in London, Miles Morgan.
Der britische Reiseveranstalter, der zur TUI-Gruppe gehört,
begründete den Schritt ins Immobiliengeschäft mit der Tatsache,
dass die Tourismusindustrie sich in den vergangenen Jahren
drastisch verändert habe. Billigflieger und günstige
Last-Minute-Angebote haben die Struktur der klassischen
Urlaubsreise völlig umgekrempelt, so Morgan. Doch mit der einfachen
und günstigen Erreichbarkeit der mediterranen Urlaubsregionen
steige auch die Nachfrage nach Immobilien immer weiter an.
Harald Oberkirch, Resident-Manager für die Balearen bei Thomas
Cook, erklärt sich den Schritt mit den drastisch ansteigenden
Internet-Buchungen im britischen Markt. „Dieses Problem haben
deutsche Reisebüros derzeit nicht”, so der Touristiker. Vom
Veranstalter TUI konnte zu dem Thema bis Redaktionsschluss keine
Stellungnahme eingeholt werden.
Ob sich Häuser und Wohnungen auf Mallorca allerdings aus dem
Quellmarkt heraus verkaufen lassen, und dazu noch in Kooperation
mit einer Immobilienfirma, die nicht zu den lokalen Anbietern
gehört, wird von Fachleuten auf der Insel mitunter bezweifelt. Lutz
Minkner, Inhaber der mallorquinischen Immobilienfirma Minkner &
Partner Profi Konzept, glaubt nicht, dass dieses Vorhaben besonders
erfolgversprechend sein wird. Die Kunden seien seiner Erfahrung
nach sehr kritisch und würden sich eher auf einen lokalen,
inhabergeführten Vermittler verlassen als auf Firmen im eigenen
Land. Trotzdem, so Minkner, könnten für hiesige Unternehmen in
Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern durchaus neue Synergieeffekte
entstehen, und auch seine Firma sei nicht abgeneigt, über derartige
Kooperationen nachzudenken.
Heidi Stadler, Inhaberin des Real-Estate-Unternehmens First
Mallorca, glaubt nicht, dass die Insel eine geeignete Destination
für den Verkauf von Häusern und Wohnungen über ein Reisebüro sei.
Das Produkt Immobilie auf Mallorca sei viel zu individuell, und die
Kunden hier viel zu anspruchsvoll, um auf professionelle Beratung
vor Ort verzichten zu können, so Stadler. Auf dem spanischen
Festland gebe es eher Regionen mit großen Wohnanlagen, wo ein
solches Konzept vorstellbar sei.
Die Idee, zusammen mit Reiseveranstaltern auf dem
Immobilienmarkt zusammenzuarbeiten, findet aber auch positive
Resonanz. Jörg Stepputat, Verkaufsleiter der Firma Kühn &
Partner, bestätigte gegenüber MM, dass das Unternehmen schon seit
Januar dieses Jahres mit einem Reiseveranstalter, der noch nicht zu
nennen sei, über eine mögliche Kooperation verhandelt. Die Vorteile
einer Zusammenarbeit im Bereich Immobilien und Touristik liegen auf
der Hand, so Stepputat. Wer häufig in ein Zielgebiet reise, denke
vielleicht auch irgendwann über den Erwerb einer Immobilie dort
nach.
Die Firma Engel & Völkers zeigt ebenfalls Interesse und ist
nach Angaben der Tageszeitung „Ultima Hora” in Gesprächen mit dem
zweitgrößten deutschen Veranstalter Thomas Cook.
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