Das Thema bewegt die Menschen”, sagt Joachim Becker, Kurator der
Ausstellung „Bilder der Passion”, die noch bis zum 30. April in der
Galerie Art Convent de la Missió zu sehen ist. „Die
Leidensgeschichte Christi betrifft uns alle, ob wir nun gläubig
sind oder nicht. Es ist die uralte Frage von „Stirb und werde”,
denn ohne Sterben ist kein Neubeginn möglich.” Was bei den aus
Fundstücken und Treibholz gefertigten Skulpturen von Bruno Romeda
(Brescia 1933) besonders deutlich wird. Er zeigt einerseits den
Kreislauf von Werden von Vergehen, andererseits das Dreieck – das
Dreifaltigkeitsprinzip – vereint in Körper, Seele und Geist.
Die Ausstellung hinterlässt beim Betrachter eine leichte
Beklemmung. Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass die fünf
zeitgenössischen Künstler, deren Arbeiten hier kenntnisreich
zusammengestellt wurden, an aktuelle Ereignisse denken lassen, an
Krieg, Hunger, an Folterszenen im Irak, an Unterdrückung und
Ausbeutung. Und an die Fähigkeit des Menschen, Gewalt auch gegen
sich selbst auszuüben.
„Nach Holocaust und täglichen Terror– und Kriegsnachrichten, in
Zeiten von Wertewandel, ist das Christusbild religionsunabhängig
eine Metapher für Menschheitsfragen”, sagt Joachim Becker.
Diese These erklärt er dann näher: „Fast alle Künstler haben
sich mit dem Thema beschäftigt. Die ersten Kreuzigungsbilder
entstanden im fünften Jahrhundert. Seither veränderten und
erweiterten sich die künstlerischen Interpretationen. Dürer und
Grünewald, Michelangelo, El Greco, Rubens und Caravaggio
revolutionierten nicht nur malerisch die vorherrschenden
Kunstauffassungen ihrer Zeit, sie initiierten auch eine neue
Geisteshaltung. Seit dem 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart tritt
die persönliche Deutung und Befindlichkeit des Künstlers verstärkt
in den Vordergrund.”
In den Bildern der Französin Jacqueline Gainon (Nizza 1951)
voller Licht und Schatten ist die Sehnsucht nach Liebe und Trost,
die Erfahrung von Hingabe, Trauer und Mitleid zu spüren. Der
Schweizer Heinz Schaffner (Olten 1954) zeigt ein Bild in nur einer
einzigen Farbe: Rot. Titel des Bildes – „Arate”, was Blut heißt in
der Zigeunersprache. „Er vermeidet so jede Ablenkung”, sagt Joachim
Becker. „Nicht die Form, sondern das Farbfeld gibt dem Betrachter
die Möglicheit, das Blut als absolute Gemeinsamkeit der Menschen zu
erfahren.”
Die Christusfigur von Rainer Fetting (1949 in Wilhelmshaven) ist
ein junger Mann in der Blüte seiner Jahre, kräftig, farbig. Seine
Kraft kommt aus der Annahme dessen, was ihm bestimmt ist. Es ist
schieres Ausgeliefertsein. „Das Kreuz als kosmisches Symbol, der
Halbmond Mohammeds und der jüdische Davidstern verweisen auf
grenzenlosen Universalismus”, so Joachim Becker.
„Bilder der Passion” – Arbeiten von Luis Caballero, Jacqueline
Gainon, Rainer Fetting, Heinz Schaffner, Bruno Romeda in der
Galerie Art Convent de la Missió, Palma, Carrer de la Missió.
Täglich geöffnet bis 30. April.
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