Eines der fünf Fohlen hat nicht überlebt. Es sei das kleinste
und auch schon sehr kurzatmig gewesen, erzählt Heike Nixdorf. Zwölf
Stunden habe sie, teils gemeinsam mit dem Tierarzt, neben dem
zusammengebrochenen Fohlen verbracht. Dann sahen sie sich
gezwungen, es einzuschläfern.
Das Tier gehörte zu den fünf misshandelten Fohlen, die Heike
Nixdorf mit Hilfe weiterer Tierfreunde in der vergangenen Woche
einem Rancho-Besitzer in der Cala Mesquida abkaufte. Nachdem die
Ehefrau des Unternehmers Michael Nixdorf von Tierfreundin Sabrina
Lopez Fotos erhalten hatte, die die Jungtiere an jeweils 60
Zentimeter kurzen Seilen bzw. Ketten gebunden zeigten, „musste” sie
umgehend handeln.
Mit mehreren Helfern fuhr sie mit Transportern zu dem
Pferdehändler, um die Tiere, die sich wochenlang weder richtig
hinlegen noch bewegen konnten, aus ihrer Qual zu befreien. „Aus
Angst abgewiesen zu werden, haben wir uns als ganz normale
Interessenten ausgegeben, die Fohlen kaufen wollten,” erzählt Heike
Nixdorf. Fünf der schwächsten Tiere konnte sie für je 650 Euro
erwerben, um sie auf ihrer Finca in Calvià gesund zu pflegen. Für
eines kam ihr Einsatz dennoch zu spät.
Nachdem sich inzwischen verschiedene Tierschutzorganisationen
wie Peta und Adda (Associació en defensa dels Drets dels Animals)
eingeschaltet haben und bei der Lokalpolizei Anzeige erstattet
wurde, bekam der Betreiber des Pferdestalls die Auflage, eine
umzäunte Koppel für die Tiere anzulegen. Das sei wohl auch
geschehen, berichtet Heike Nixdorf, sage aber über die künftige
Pferdehaltung auf dem Rancho wenig aus.
„Das Schlimme ist ja, dass sich der Halter offensichtlich
überhaupt keiner Schuld bewusst ist. Er hat der Polizei gesagt,
dass diese Art der Haltung Teil der Domestizierung sei und er das
seit 40 Jahren so mache.” Die ungezähmten Jungtiere, die er nach
eigenen Angaben in Alcùdia gekauft hatte, sollten auf diese Weise
für den Reitbetrieb „vorbereitet” werden, ein Satz, der Sabrina
Lopez jetzt noch die Zornesröte ins Gesicht treibt.
„Das sind Babys, vielleicht um die neun Monate alt. Die können
frühestens in vier, fünf Jahren geritten werden.” Jeder Tierarzt
oder Hufschmid, der die Fohlen gesehen habe, sei entsetzt gewesen
über ihren Zustand, erzählen die Frauen. Wie das verendete Fohlen
seien alle Jungtiere vollkommen unterernährt, krank und von
Parasiten befallen, bei einem Tier musste ein eitriges Hufgeschwür
entfernt werden.
„Obwohl sie bereits eine Woche hier sind, legen sie sich noch
jede Viertelstunde hin, weil sie so geschwächt sind.” Umso
erstaunlicher, dass die Fohlen trotz allem ihre anfängliche Angst
vor Menschen verloren haben und sich streicheln lassen. „Sie
wiehern sogar schon, wenn man ihnen mit Futter entgegenkommt,”
freut sich Heike Nixdorf.
Umso wichtiger ist ihr und ihren Mitstreiterinnen deshalb das
Schicksal der zurückgebliebenen Tiere in der Cala Mesquida. Es
müsse Druck gemacht werden von Seiten der Gemeinden und
Inselregierung: Zumindest für solche gewerblichen Betreiber sollte
es ein Mindestmaß an Auflagen und Kontrollen geben. Vor allem
müssten Missstände dieser Art öffentlich gemacht werden, damit
nicht etwa Reiseveranstalter ahnungslose Touristen an derartige
Anbieter von „Reitpferden” verweisen könnten.
„Nur durch Anprangern und konsequentes Boykottieren solcher
Betriebe lassen sich die teils katastrophalen Zustände ändern.”
Heike Nixdorf will trotzdem auf Nummer sicher gehen und plant, den
Rancho-Besitzer nochmals aufzusuchen: „Ich werde ihm erzählen, dass
eines der fünf Fohlen gestorben ist und die anderen schwerkrank
sind. Vielleicht gibt er mir für die verlorenen 650 Euro ein
weiteres Fohlen mit oder ich kann ihn zumindest dazu bewegen, seine
Tiere untersuchen zu lassen. Ich bin gespannt, wie er
reagiert.”
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