Der Tod von Papst Johannes Paul II. am Samstag abend hat auch
auf Mallorca große Trauer hervorgerufen. Bereits während der
Heilige Vater im Todeskampf lag, beteten mehrere hundert Gläubige
vor der Kathedrale von Palma für das Oberhaupt der katholischen
Kirche. Als die Todesnachricht aus Rom eintraf, läuteten auf der
Insel die Glocken. In der Kathedrale waren fünf Männer nötig, um
die Hauptglocke mit Namen N'Eloi zu betätigen; sie schlug 84mal,
einmal für jedes Lebensjahr des verstorbenen Pontifex.
Am Sonntag zelebrierte der Bischof von Mallorca Jesús Murgui
eine Seelenmesse für Johannes Paul. Mehr als 3000 Gläubige füllten
die Kathedrale, darunter der balearische Ministerpräsident Jaume
Matas und Palmas Oberbürgermeisterin Catalina Cirer.
Angezogen war Murgui dabei wie 1998, als er den Heiligen Vater
zum letzten Mal traf. Um den Hals trug er ein Geschenk seines
obersten Chefs, ein Kreuz mit dem eingravierten Wappen des Papstes.
Am Finger hatte er eine Kopie des Papstringes, die er erhielt, als
er zum Bischof geweiht wurde. „So ziehe ich mich sonst nicht an”,
sagte Murgui, „das tue ich dem Heiligen Vater zur Ehre.”
Etwas Ärger gab es auch, weil die Kathedrale am Samstag abend
verschlossen blieb. Die Gläubigen mussten sich andere Kirchen
suchen, um für ihr verstorbenes Oberhaupt zu beten. Murgui erklärte
das mit der Tatsache, dass ihn niemand darum gebeten habe, die
Pforten von „La Seu” zu öffnen.
Wenn an diesem Freitag, 8. April, in Rom die Trauermesse für den
Papst beendet sein wird, findet um 20.30 Uhr auch in der Kathedrale
eine Messe für den Toten statt.
Während der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez
Zapatero für das Land eine eintägige Staatstrauer anordnete,
entschloss sich der balearische Regierungschef, auf der Inselgruppe
die Trauerzeit auf drei Tage auszudehnen. Währenddessen werden die
Flaggen auf Halbmast gesetzt und alle Feierlichkeiten abgesagt.
Zur Grablegung des Papstes versuchen nach Schätzung des
balearischen Reiseveranstalterverbandes Aviba etwa 2500
Mallorquiner zu reisen. Dabei haben sie, wie alle anderen auch,
große Probleme, ein Reisemittel zu finden, von der Unterkunft in
der ewigen Stadt ganz zu schweigen. Man versuche, Charterflieger
für Direktflüge von Palma aufzulegen, finde aber keine
Flugzeuge.
Die Fährreederei Trasmediterránea ist mit einer Superfähre von
Barcelona zum römischen Hafen Civitavecchia ausgelaufen; das Schiff
dient auch als Unterkunft, der Transfer nach Rom erfolgt per
Autobus. Bei der Sonderreise waren auch viele mallorquinische
Gläubige dabei.
Eine Reisegruppe aus Valldemossa ist anlässlich des 75.
Jahrestages der Heiligsprechung von Santa Catalina Tomàs am
Dienstag nach Rom aufgebrochen; aus aktuellem Anlass ändern die 80
Teilnehmer das Programm und nehmen an der Beisetzungsfeierlichkeit
teil. An der Spitze der offiziellen spanischen Delegation steht
König Juan Carlos, der einer entsprechenden Bitte von
Regierungschef Zapatero sofort zugestimmt hat, auch
Oppositionsführer Mariano Rajoy ist der Einladung gefolgt.
In offizieller Funktion hat der Mallorquiner José Luis Dicenta
dem Papst bereits die Ehre erwiesen. Er ist nämlich der spanische
Botschafter im Vatikan; er gehörte zu denjenigen, die am Montag an
dem aufgebahrten Leichnam vorbeidefilierten.
Mallorquiner, die keine Gelegenheit haben, nach Rom zu reisen,
können ihrer Trauer in einem Kondolenzbuch in der Kathedrale
Ausdruck verleihen. In der Calle Seminario 4 ist das Buch auch noch
an diesem Freitag zwischen 8 und 14 sowie zwischen 16 und 20 Uhr
der Öffentlichkeit zugänglich.
Der balearische Ministerpräsident unterschrieb das Kondolenzbuch
im Namen aller Insulaner bereits am Montag. „Viele Bürger wollen
jetzt an der Seite ihres Papstes sein”, erklärte der Politiker im
Anschluss. Es herrsche eine „allgemeine Trauer und Bewunderung für
die Person von Johannes Paul II.”.
Nach den Worten von Diözesan Joan Bestard, der mitunter in
Deutschland als Gemeindepfarrer Urlaubsvertretungen macht, verliert
die Welt „einen Riesen des Glaubens und der Menschenrechte”.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.