Es ist der Tag, an dem alle Straßen nach Inca führen, der Tag,
an dem Jugendliche aus umliegenden Orten traditionsgemäß die Schule
schwänzen, der Tag, an dem ganz Mallorca mit den „Inqueros” feiert.
Einmal im Jahr – so sagt der Volksmund – ist Inca die Hauptstadt
Mallorcas, der Anziehungspunkt für Hunderttausende von
Besuchern.
Die Stadt der Lederwaren und Weinkeller hat nämlich noch eine
weitere Attraktion. Am dritten Donnerstag im November, am „Dijous
Bo”, da rücken Schuhgeschäfte und Bodegas in den Hintergrund, und
alle strömen zur Herbstmesse, egal, bei welchem Wetter. Denn ins
Wasser fällt der „gute Donnerstag”, wie er übersetzt heißt, nie.
Bei Regen rüsten sich die Besucher mit Schirmen und Regencapes und
ziehen mit Kind und Kegel durch das bunte Treiben.
Schon seit über 400 Jahren ist der „Dijous Bo” der wichtigste
und größte Herbstmark der Insel, und gleichzeitig der Höhepunkt
einer Reihe von landwirtschaftlichen Messen, die an den drei
Sonntagen nach San Lluc (18. Oktober) stattfinden. Am Donnerstag
nach diesem dritten Sonntag ist dann der „Dijous Bo”, der in diesem
Jahr auf den 18. November fällt.
Der Messetag ist zwar kein offizieller Feiertag in Inca, aber
alle Schulen sind geschlossen. Warum der „Dijous Bo” nicht ein
„Diumenge Bo” ist, also an einem Sonntag stattfindet, wie die
vorhergehenden Ausstellungen auch, erklärt Sebastián Gamundí, im
Gemeinderat von Inca Leiter für kulturelle Angelegenheiten: „Der
traditionelle Markttag in Inca war und ist noch immer der
Donnerstag, und so war es nur logisch, dass die landwirtschaftliche
Herbstmesse, die offiziell im Jahre 1543 das erste Mal stattfand,
auch donnerstags ihren Platz im Kalender bekam.”
Die Anfänge, so erzählt Gamundí weiter, sahen natürlich ganz
anders aus als heute. Bauern aus den umliegenden Dörfern trafen
sich mit ihren Karren in Inca, um ihre Erzeugnisse zu verkaufen
oder neue Geräte oder Maschinen zu erstehen. Gleichzeitig sprossen
kulinarische Stände zur Stärkung der Besucher aus dem Boden, und so
entwickelte sich, ähnlich wie bei der „Feria de Abril” in Sevilla,
die Fachmesse zum Volksfest. Und das lässt sich kaum noch ein
Inselbewohner entgehen. „Im letzten Jahr hatten wir über 200.000
Besucher”, erzählt Gamundí.
Wer also mit dem Auto kommt, sollte sich auf einen kleinen
Fußmarsch in die Innenstadt einstellen, denn im Zentrum herrscht,
verkehrstechnisch gesehen, natürlich Ausnahmezustand. „Mein Tip ist
die Anreise mit dem Zug”, rät der Mann, der jedes Jahr die
Organisation der Herbstmesse leitet. Die Bahngesellschaft SFM werde
voraussichtlich, wie in den vergangenen Jahren, Sonderzüge nach
Inca einsetzen. So vermeidet man die leidige Parkplatzsuche, sollte
sich aber auf Wartezeiten bei der „Operation Rückkehr”
einstellen.
Die Anreise lohnt sich auf jeden Fall, denn die Besucher
erwartet eine bunte, turbulente Messe mit unzähligen
Veranstaltungen am Rande. Die Anzahl der Aussteller steigt jedes
Jahr; hier findet man alles – vom Kunsthandwerk bis zu
einheimischen Delikatessen. An den traditionellen Verkaufsständen
für Schuhe und Lederwaren gibt es an diesem Tag Sonderpreise, und
es herrscht entsprechendes Gedränge. Auf dem Programm stehen ferner
Umzüge, Live-Musik und natürlich der Tiermarkt, auf dem man
Haustiere aller Art erstehen kann. Sportwettkämpfe, klassische
Konzerte, ein Schachturnier, Autorennen oder zahlreiche
Kunstausstellungen – das Angebot ist so bunt wie das Treiben.
Zwischendurch wird man immer wieder angezogen vom Duft leckerer
Würste, Steaks und anderer Köstlichkeiten. Die Besucher können sich
noch einmal stärken, bevor sich in Inca der schönste aller
Donnerstage gegen 19 Uhr langsam dem Ende zuneigt.
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