Es war ein Händedruck, auf den nicht nur die Pressefotografen,
sondern die ganze Welt wartete. Seit Wochen hatte in den
Friedensverhandlungen für den Nahen Osten absolute Funkstille
geherrscht. Nun sollten Palästinenserpräsident Jassir Arafat und
der israelische Außenminister Schimon Peres erstmals wieder direkt
aufeinandertreffen. Anfang November 2001 – während die USA auf der
Suche nach Bin Laden Taliban-Stellungen in Afghanistan
bombardierten – blickte die Weltöffentlichkeit für zwei Tage
gebannt nach Mallorca. Dort hatte das 3. „Foro Formentor” – die vom
Mineralölkonzern Repsol organisierte Mittelmeer-Anrainerkonferenz –
im Nobelhotel Hotel Formentor neben Politprominenz als Gäste auch
Arafat und Peres aufbieten können.
Der Händedruck der beiden Nobelpreisträger von 1994, er fiel im
Norden der Insel zumindest für die Kameras äußerst fotogen aus.
Doch der Durchbruch zur Beendigung des Dauerkonflikts zwischen
Israelis und Palästinensern gelang dort nicht und lässt auch heute
noch auf sich warten.
Arafats Teilnahme am Foro 2001 war der letzte, wenn auch nicht
der einzige Besuch, den er der Insel abstattete.
Schon knapp zwei Jahrzehnte zuvor hielt sich der „Rais”, wie der
PLO-Führer von seinen Kampfgenossen ehrfürchtig tituliert wurde,
für ein paar Stunden auf Mallorca auf. Eingeladen in sein privates
Ferienhaus in Costa d'en Blanes hatte ihn 1982 der damalige
österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky (1970-1983), wie
Berichte aus dem „Ultima Hora”-Archiv zeigen. Der alpenländische
Politiker verstand sich als Brückenbauer und Vermittler. Zwischen
ihm und Arafat stimmte offenbar die Chemie. Und es blieb nicht bei
dem Treffen. Im Februar 1989 kehrte Arafat ein weiteres Mal bei
seinem Freund Bruno Kreisky in Costa d'en Blanes ein. Ein Foto
zeigt, wie sich die beiden Männer vermutlich im Wohnzimmer von
Kreiskys Ferienhaus zur Begrüßung herzen.
Bereits bei dem damaligen Privatbesuch galt für die Polizei auf
der Insel erhöhte Sicherheitsstufe. Noch strenger ging es bei den
Kontrollen zu den beiden Foren in Formentor zu, an denen Arafat im
Jahre 2000 und 2001 teilnahm.
Unter den Moslems auf Mallorca wurde die Nachricht vom Tod
Arafats mit Trauer und Nachdenklichkeit aufgenommen. „Die arabische
Welt empfindet den Verlust Arafats als schmerzlich”, sagt der
Präsident des islamischen Muslim-Rates auf den Balearen, Lunis
Meziani. „Er war eine unbeugsamer Kämpfer für Frieden, Freiheit und
das palästinensische Volk.” Afkir Abdallah von der Vereinigung
Assabre in Inca würdigte Arafat als weltweites „Symbol” für die
„Sache seines Volkes”. Aber in letzter Zeit sei die Wirkung des
PLO-Führers auf die islamische Gemeinschaft nicht mehr so kraftvoll
gewesen wie einst.
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