Tak, tak, tak ... tak, tak – so macht der Pottwal im
Mittelmeer”, sagt Tim Lewis, Wissenschaftler einer
Forschungsgruppe, die derzeit auf der „Song of the Whale” durch das
Mittelmeer kreuzt. An 200 Meter langen Seilen zieht das Boot
hochempfindliche Mikrophone hinter sich her, die in der Lage sind,
die Geräusche von Walen und Delphinen auf eine Entfernung von 30
Kilometern zu orten. „Bislang haben wir etwa zehn Gruppen mit je
acht bis zwölf Exemplaren gesichtet”, sagt Lewis.
Das Forschungsschiff des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW)
besucht Palma im Rahmen der zweiten Vertragsstaatenkonferenz des
Abkommens zum Schutz von Walen und Delphinen im Mittelmeer und
Schwarzen Meer (ACCOBAMS), die an diesem Freitag, 12. November, zu
Ende geht. Delegationen der 15 Partnerstaaten, Forscher und
Vertreter von Nichtregierungsorganisationen haben sich während der
Tagung über die Bedrohungen von Meeressäugern informiert und
mögliche künftige Schutzmaßnahmen diskutiert.
Mit konkreten Zahlen über das Vorkommen von Walen und Delphinen
im Mittelmeer sowie über von Menschen verursachtes Sterben von
Meeressäugern konnten die Forscher nicht aufwarten: Wale und
Delphine legen sehr weite Strecken zurück, teilweise in großen
Tiefen des offenen Meeres. Es gebe keine verlässlichen Studien über
ihre Populationen. Klar sei aber, dass einige der mindestens 18 im
Mittelmeer vorkommenden Wal- und Delphinarten zunehmend bedroht
sind. Der Bestand des in Küstengewässern lebenden Gemeinen Delphins
habe in den vergangenen Jahrzehnten im Mittelmeer drastisch
abgenommen, aber auch im offenen Meer lebende Arten wie der Pottwal
oder der Streifendelphin werden durch zahlreiche Faktoren
bedroht.
Rücksichtslose Fischereimethoden und das Wachstum moderner
Fischerei– flotten stellen weltweit die größten Probleme der
marinen Umwelt dar: Auch Wale und Delphine sind entweder direkt als
Beifang betroffen oder indirekt, weil sie immer weniger Beutetiere
finden.
Die chemische Verschmutzung der Meere durch Abwässer,
Schadstoffeintrag aus er Luft und aus der Landwirtschaft, sowie
durch Tankerunfälle macht den Meeressäugern durch direkte
Vergiftung und die Schwächung ihres Immunsystems zu schaffen. Laut
der Gesellschaft zur Erhaltung von Walen und Delphinen (WDCS)
mehren sich Berichte über durch Viren und Bakterien verursachte
Krankheiten bei ihren Schützlingen sowie über eine Zunahme von
giftigen Algenblüten im Meer. Die zunehmende chemische
Verschmutzung habe wahrscheinlich zum Ausbruch dieser Krankheiten
beigetragen.
Weitere Gefahren gehen vom immer dichter werdenden
Schiffsverkehr und einer Vielzahl von Lärmquellen aus. Die seit
einigen Jahren – auch im Balearengewässer – in Betrieb genommenen
Schnellfähren stellen ein besonders hohes Kollisions-Risiko dar.
Die zunehmende Lärmverschmutzung der Meere erscheint den
Wissenschaftlern so gravierend, dass ihr auf der Tagung besonders
viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Der Schiffsverkehr, akustische
Scheuchvorrichtungen der Fischer, Geräte, die zum Auffinden von Öl–
und Gasvorkommen eingesetzt werden, sowie Meeres-Windparks sind
einige der Lärmmacher.
Besonders schlimm wirke sich eine Schiffortungstechnik des
Militärs aus, die über Tausende von Kilometern intensiven Schall im
Meer verbreitet. Da das Gehör für Wale und Delphine das wichtigste
Sinnesorgan ist und für wichtige Aufgaben – Nahrungssuche,
Orientierung und Sozialverhalten – zuständig ist, können die
Auswirkungen der akustischen Verschmutzung der Meere fatal
sein.
Besucher konnten sich in dieser Woche bei einem Rundgang durch
das Forschungsschiff selbst ein Bild über die Arbeit der
Wissenschaftler und die Bedrohung der Meeressäuger machen. Tim
Lewis spielte ihnen dabei vielleicht die Laute von Walen vor: „Tak,
tak, tak ... tak, tak – drei und zwei Klicks sind typisch für den
Mittelmeerpottwal”, sagte er. In anderen Regionen hätten Wale einen
anderen „Dialekt”, etwa „tak, tak, tak, tak, tak ... tak, tak,
tak”.
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