In Calvià dreht sich alles um 64 schwarze und weiße Felder: Die
Urlaubsgemeinde richtet vom 14. bis 31. Oktober die Schacholympiade
aus, um dieses Großereignis herum werden weitere Turniere,
Ausstellungen und Versammlungen zum Thema Schach organisiert.
Auch für Nicht-Spieler von Interesse sein wird die
Eröffnungsfeier am Donnerstag, 14. Oktober, die von der
katalanischen Gruppa La Fura dels Baus gestaltet wird, die
spätestens seit der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von
Barcelona 1992 weltweit bekannt ist.
Obwohl zeitgleich in der Schweiz der offizielle Weltmeistertitel
ausgespielt wird, haben für Calvià die bekanntesten Spieler
zugesagt: Mit dabei sind Gary Kasparow (Russland) und Viswanathan
Anand (Indien), Nummer eins und zwei der Weltrangliste. Die
Mehrheit der Top-20 ist nach Veranstalterangaben auf Mallorca
dabei. Sie alle werden im Casino de Mallorca in Magaluf zu sehen
sein. Der Eintritt kostet pro Tag 10 Euro.
Insgesamt haben 138 Nationalmannschaften ihr Kommen angekündigt.
Das ist ein neuer Rekord in der Geschichte der Olympiade, die
erstmals 1924 in Paris ausgetragen wurde. Nach den Olympischen
Sommerspielen ist die Schacholympiade damit das Ereignis, bei dem
sich die meisten Länder im friedlichen Wettstreit treffen. 63
Prozent der Teilnehmerländer treten sowohl mit einem Damen– als
auch mit einem Herren-Team an. Lediglich Indonesien hat nur eine
Frauen-Mannschaft.
Für Calviàs Oberbürgermeister Carlos Delgado ist die Olympiade
eine einzigartige Möglichkeit, der Welt zu zeigen, dass die
Gemeinde voll auf den Sport setzt.
Zu den Veranstaltungen am Rande gehört auch der Jahreskongress
des Weltschachbundes FIDE vom 27. bis 30. Oktober. Dabei fällt
unter anderem die Entscheidung, wo die Schacholympiade 2008
stattfindet. Zu den Bewerbern gehört auch die deutsche Stadt
Dresden.
Die Organisation in Calvià ist unterdessen auf Kritik gestoßen.
Der deutsche Großmeister Jörg Hickl organisiert eine Reise mit 40
Fans auf die Insel. Er moniert gegenüber MM die Probleme,
einen Bustransfer vom Hotel zum Casino in Magaluf zu bekommen,
sowie den hohen Eintrittspreis. „Bei zehn Euro bleiben meine Gäste
lieber im Hotel”, wo er per Internet die Züge der Partien erhält,
die er live kommentieren wird. Die Infos im Internet seien
überhaupt nicht aktuell: Von der großen Eröffnungsfeier habe er
erst durch das Telefonat mit MM erfahren, einige seiner
Gäste kämen jetzt nicht rechtzeitig an, und eigentlich hatte er für
den fraglichen Donnerstag um 20.30 Uhr eine erste Zusammenkunft im
Hotel geplant.
Antoni Rami, Gemeinderat von Calvià und Organisator der
Olympiade, begründet Hickls Probleme damit, dass „er alles auf
eigene Faust machen will”. Wer über die Olympiade Hotels buche,
bekäme Transfer und Eintritt kostenlos: „Anders geht's nicht, denn
so finanzieren wir einen Teil der Kosten.” Für Hickl kein großer
Trost. Trotzdem freut er sich auf Mallorca: „Das ist ein absolutes
Highlight, sonst finden die Olympiaden irgendwo im Ostblock statt,
wo man gar nicht hinkommt.” Und außerdem „ist es immer noch besser
als in Armenien. Da hat man nämlich vorher überhaupt nichts
erfahren”.
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