Am Sonntag, 5. September, findet in 25 Ländern – von Belgien
über Holland, Polen oder Italien bis zur Ukraine – zum 5. Mal der
„Europäische Tag der Jüdischen Kultur” statt, der auch in vielen
spanischen Städten begangen wird.
In Palma hat der Verband „Llegat Jueu („Jüdisches Erbe”) in
Zusammenarbeit mit dem Verband zur Erhaltung des Historischen
Stadtkerns von Palma (ARCA) und der Stadtverwaltung einen Festakt
(siehe Kasten) organisiert.
Wie der Präsident von „Llegat Jueu”, Manuel Quadreny, der Presse
gegenüber erklärte, gehe es da– rum, die Öffentlichkeit auf das
jüdische Kulturerbe in Palma und auf Mallorca aufmerksam zu machen.
Deshalb wolle man neben einer kleinen Buchmesse auch Kostproben
traditioneller jüdischer Gastronomie bieten. „Kultur muss anfassbar
sein”, sagte er. Außerdem werde ein Dokumentarfilm gezeigt, der
sich speziell mit spanisch–jüdischem Erbe befasse.
Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 durch die
Katholischen Könige lebten auch Juden auf Mallorca jahrhundertelang
in Misskredit und von der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie wurden
vertrieben, in Ghettos eingesperrt, sie durften ihre Religion nicht
frei ausüben. 1691 war das schlimmste Jahr mit Folter, Würgeeisen
und Scheiterhaufen.
Man zwang sie dazu, einen „samenito” zu tragen, das ist eine Art
Büßerhemd samt Etikett, auf dem Namen und Vergehen vermerkt waren.
Der „Judenstern” von damals.
Wenn die Inquisition auch als geheime Staatspolizei fungierte
und gegen alles Nichtchristlich–Spanische agierte, so ging es doch
im Wesentlichen um den Einzug der Vermögen der Angeklagten.
Nach 1691 praktizierten die Juden auf Mallorca keine jüdischen
Riten mehr, sie spielten nur noch die „Rolle eines Juden” und waren
die Parias der mallorquinischen Gesellschaft.
Sie waren weder zu irgendwelchen öffentlichen Ämtern zugelassen,
noch durften sie mit Christen Handel treiben. Das Ghetto war
perfekt. Obwohl der liberale König Karl III. den spanischen und
damit auch den mallorquinischen Juden im Jahr 1788 volle
Bürgerrechte zuerkannte, gelang es nur wenigen, sich in die
Gesellschaft einzu– gliedern.
So ist auf Mallorca auch von jüdischer Geschichte nicht allzu
viel zu sehen. Dennoch bemüht sich die Tourismusbeauftragte der
Stadtverwaltung, Francisca Bennássar, Palma in das „Red de Juderías
de Espana” einzugliedern; in diesem Verband sind alle spanischen
Städte mit historischen Judenvierteln, darunter Barcelona, Toledo
oder Sevilla, zusammengefasst.
Das Institut für Kulturelle Beziehungen zwischen den Balearen
und Israel organisiert ebenfalls am 5. September einen Festakt. Das
jüdische Kulturerbe, so die Präsidentin des Instituts, Jacqueline
Tobiass, sei ein integraler Bestandteil der europäischen und damit
auch spanischen und mallorquinischen Kultur.
Eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinigungen besteht
nicht.
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