Eigentlich sollte die offizielle Präsentation der neuen
Verkleidung der Sankt-Peters-Kapelle in der Kathedrale, ein Werk
des mallorquinischen Künstlers Miquel Barceló, schon am vergangenen
Montag stattfinden. Doch kurzfristig wurde das Medien-Ereignis in
den September hinein verschoben. Begründung: Der Bischof weile noch
im Urlaub, außerdem wolle man die für Ende August erwartete Ankunft
des Künstlers abwarten.
Die zeitliche Verschiebung ist so bedeutend nicht angesichts der
Tatsache, dass Dom-Besucher vor der schwarz verhängten Kapelle ein
Schild finden, auf dem das Ende der ersten Bauphase mit „September
2003” angegeben ist.
Aber gut Ding braucht Weile. Und der erste Blick, den
Journalisten hinter die schwarzen Plastikvorhänge werfen durften,
war mehr als beeindruckend. Die zum Teil sehr großen, einzelnen
Terrakotta–Stücke werden an insgesamt 1500 Halterungen befestigt,
wobei für Barceló es vermutlich sehr kompliziert ist, die Auflage
zu erfüllen, die dahinter liegende, nicht vollständige Wandmalerei
aus dem 14. Jahrhundert nicht zu zerstören.
Insgesamt 300 Quadratmeter umfasst das Kunstwerk, das aus mehr
als 300.000 Kilo Ton aus Norddeutschland und Süditalien und 2000
Kilo Email–Lack in einem eigens gefertigten Ofen bei einer
Temperatur von 1000 Grad gebrannt wird. Barceló arbeitet seit zwei
Jahren mit dem italienischen Keramiker Vincenzo Santoriello aus
Vietri zusammen. Dort haben beide gemeinsam eine riesige Werkstatt
konstruiert.
Aber das sind nur Zahlen. Viel beeindruckender ist die Arbeit
selbst. Sie stellt die wundersame Vermehrung von Brot und Fisch
dar. Die Bibellegende hat bei Barceló eindeutig mallorquinischen
Touch; viele Fische der balearischen Gewässer sind versammelt, dazu
etliche Meeresfrüchte, Gemüse wie Auberginen, Tomaten oder
Zwiebeln, Obst, Weinkrüge, die hiesigen Brotsorten.
Alle Darstellungen sind – und darin liegt die Kunstfertigkeit
eines Miquel Barceló – gleichzeitig realistisch und verfremdet. Sie
sind für den Betrachter durchaus erkennbar, sind aber so
stilisiert, dass sie zu Metaphern werden. Die Farben hat Barceló so
gewählt, dass sie Mallorca repräsentieren: verschiedene Rottöne,
Ocker, Gelb, Grün, Blau, alle matt gehalten, so dass das riesige
Werk eine Einheit bildet.
Durch die Brenntechnik sind die Terrakotta–Teile gesprungen, so
dass der Eindruck entsteht, es handele sich um eine
frühgeschichtliche Arbeit.
Die Kosten für das Werk betragen 3'5 Mio. Euro.
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