Auf Mallorca bauen nicht nur Mallorquiner Wein an. Seit einigen
Jahren kommen verstärkt Ausländer hinzu, die auf den eigenen
Weinberg nicht verzichten möchten. Eine Entwicklung, die auch in
der Toskana oder in Frankreich zu beobachten ist. „Das eigene
Weingut zu besitzen, ist momentan schon ein bisschen trendy”, sagt
der deutsche Weinexperte Markus Del Monego. Die Bandbreite unter
den zugereisten Winzern ist groß. Mancher Weinliebhaber vergnügt
sich mit ein paar Rebstöcken, andere dagegen gründen moderne
Weingüter von hohem kommerziellem Interesse, mit riesigen
Anbauflächen und einer gewaltigen Produktion.
Vorreiter unter den Ausländern auf Mallorca war ein Schwede.
1985 eröffnete der Ölmillionär Stellan Lundquist bei Andratx die
Bodega Santa Catarina. Mit 80 Hektar Anbaufläche sowie einer
Produktion von 230.000 Liter Wein im Jahr zählt sie zu den größten
Weingütern der Insel.
Nach Lundquists Vorstoß dauerte es zwölf Jahre, bis die ersten
Deutschen ernsthaft Weinbau auf Mallorca betrieben. „Ich hätte mir
auch nicht träumen lassen, einmal Landwirt zu sein”, gesteht
Professor Michael Popp, der Besitzer des Weingutes Castell Miquel
bei Alaró. Ursprünglich war der Pharma-Unternehmer nach Mallorca
gekommen, um für sein Firma, die Bionorica AG in Neumarkt in der
Oberpfalz, Heilkräuter wie Roter Sonnenhut, Thymian und
Mönchspfeffer anbauen zu lassen. Doch dem Arzneipflanzenexperten
fielen auf der Insel auch rasch die Olivenbäume und Weinstöcke ins
Auge. 1997 ließ Popp auf seiner Finca bei Porreres erstmals eigenen
Wein aus Cabernet– und Syrah-Trauben abfüllen. Von dem Ergebnis
mehr als begeistert, suchte Popp nach einem passenden Gelände, um
es nach seinen Vorstellungen als Weingut auszubauen. Mit dem
Anwesen Es Castellet bei Alaró fand er 1999, was er suchte. Heute
sind rund um das zinnenbewehrte Schlösschen sieben Hektar mit
Weinlaub berankt, jährlich werden auf dem Gut rund 60.000 Flaschen
abgefüllt, mit tiefroten Weinen, die das Lob der renommiertesten
Sommeliers ernten.
Im dem Jahr, in dem Michael Popp in Porreres mit seiner
Weinproduktion startete, brachte im Norden der Insel Thomas J. C.
Matzen seine erste Weinlese ein. Der deutsche Diplom-Kaufmann und
Wirtschaftsprofessor hatte 1994 bei Pollença die Finca Ca'n Vidalet
gekauft und auf dem 18 Hektar großen Gelände sofort mit der Anlage
von Weinterrassen beginnen lassen. Matzen, dem das Blut eines
traditionsreichen Hamburger Bauerngeschlechts in den Adern fließt,
hatte seit langem den Wunsch, „meinen eigenen Wein anzubauen”. Der
Raum Pollença gefiel ihm und der Familie besonders gut. „Der Ort
bewahrt auch in der touristischen Hochsaison seinen Charakter.” Das
in wenigen Jahren mit viel Geld und noch mehr Liebe zum
ästhetischen Detail errichtete Weingut Ca'n Vidalet ist mit
modernster Technik ausgestattet. Derzeit werden rund 35.000
Flaschen abgefüllt. „Wir hatten von vornherein das Ziel, wirklich
qualitativ hochwertigen Wein zu machen.” Den Edeltropfen ist das
anzumerken. Im aktuellen „Al-Punto”-Weinführer etwa schneidet der
Chardonnay von Ca'n Vidalet besser ab als die Insel-Konkurrenz.
Wein lediglich für den Hausgebrauch erzeugt Matzens Nachbar, der
Hamburger Wolf Thiele. „Das Zeug schlabber ich selbst.” Verkaufen
darf und will der Freizeitwinzer seinen Rotwein nicht.
Der Österreicher Josef Egger baut auf seinem Landsitz bei
Puigpunyent seit neun Jahren die heimatliche Sorte Grüner Veltliner
an. „Ich bin ein Hobby-Landwirt. Mir macht das Spaß.” Auch wenn es
mit dem Wein nicht immer so klappt. Der 2002er Jahrgang entpuppte
sich als Essig.
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