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Der Tourismus wird auf Mallorca in aller Regel nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet – wie viele Urlauber kommen und was bringen sie? Und dann gibt es natürlich noch die Debatte über die negativen Auswirkungen der „Flut” von Menschen, die sich vor allem in den Sommermonaten über die Insel ergießt: Es wird zu viel gebaut, zu viel Müll produziert, zu viel Strom verbraucht. Unter dem Strich kommen die Diskutanten dann günstigstenfalls zu dem Schluss, dass Letzteres hinzunehmen sei, weil der Tourismus sich eben lohne. Zu wenig wird das Augenmerk auf die Bereiche gelenkt, die man allesamt unter Kultur einordnen könnte – auch wenn sie in dieser MM-Ausgabe unter verschiendenen Rubriken behandelt sind:
Nehmen Sie unser Thema der Woche: die Fincas und Stadtpaläste. Sie sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der Tourismus positiv auf Mallorca wirken kann. Viele Landgüter können von den Besitzer-Familien nur deshalb noch gehalten werden, weil sich mit dem Agrotourismus eine neue Nutzung erschlossen hat. Und jene Paläste, die in ausländische Hände fielen, stehen heute in aller Regel so schön da wie schon seit Jahrzehnten nicht – renoviert für viele weitere Jahrhunderte. Auch das ist nichts anderes als eine Folge des Tourismus.

Nehmen wir die Rubrik Lebensart: Die Mallorca-Winzer, in diesem Falle die mit dem Label Öko, erleben seit Jahren einen Boom. Mit die treueste Kundschaft: die internationale Klientel der Insel, die Mallorca auch im Glase haben will. Alte Rebsorten wurden erhalten, landwirtschaftliche Betriebe vor dem Ruin gerettet.

Nehmen wir die Musik: Das Konzertangebot hat vielleicht nicht immer in der Spitze, dafür aber in der Breite Weltniveau. Viele Veranstaltungen könnten ohne das zahlreiche touristische Publikum nicht stattfinden, immer mehr sind gar von Ausländern initiiert, wie die „Sterne der Oper”, das Deià-Festival oder der neue Konzertreigen Música Mallorca.

Tourismus bringt meistens Geld und manchmal auch Sorgen. Und er ist der beste Förderer der Kultur.