Josef Egger als rührig zu bezeichnen, ist eine deutliche
Untertreibung. Der Kommerzialrat aus Österreich, der eigentlich
seit Jahren das Dasein eines wohlhabenden Pensionisten auf seiner
großen Finca in Esporles genießen könnte, muss immer neue Projekte
durchführen. Im nächsten Jahr plant der Gründer und Vorsitzende des
Vereins Österreichische Freunde Mallorcas den ganz großen Wurf: Er
will in Palma einen Wiener Opernball organisieren.
Dabei kann er auf die Hilfe von Marcela Cerno zählen. Die
Sopranistin, die vor allem in Asien mit ihren Operetten
außerordentlich großen Erfolg hat, ist bereits seit einigen Jahren
für die Stadt Wien in der Presseabteilung tätig („mein zweites
Standbein”), insbesondere kümmert sie sich um die Unterstützung von
Wiener Bällen in aller Welt.
„Ein lokaler Veranstalter muss die Organisation machen”, erklärt
sie im MM-Gespräch, „im Oktober überprüft die Stadt dann auf
Antrag, ob sie einen solchen Ball unterstützen will.” Dabei gehe es
in erster Linie darum, ob es einen Werbeeffekt gibt. Bei positivem
Bescheid kommen eine finanzielle Beteiligung in Frage oder etwa die
Entsendung eines Orchesters.
Egger hofft auf 1000 Gäste, noch ist allerdings nicht sicher, wo
der Ball stattfinden soll. Wahrscheinlich jedoch im Pueblo Español,
wo der Rahmen angemessen und der Platz ausreichend ist.
Die Koloratur-Soubrette, die 1979 aus ihrem Geburtsland
Tschechoslowakei nach Österreich geflüchtet war und eigentlich
Cernochova mit Nachnamen heißt, reüssiert besonders mit Strauß,
Lehár und anderen Meistern der Operette.
Mallorca kennt sie, seitdem sie mit dem Ehepaar Egger befreundet
ist. „Auf der Finca kann ich eine Woche nichts tun”, sagt Cerno,
„ansonsten rufe ich von der ganzen Welt an, Elfie ist eine tolle
Psychologin für hysterische Sängerinnen.”
Auf Reisen mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl gibt der schon
mal mit ihren Sangeskünsten an. So bei einer Visite in Moskau, als
Cerno vor Bürgermeister Juri Luschow sang. „Ich kann mir keine
Mitarbeiter leisten, die so singen können”, hat der Moskowite laut
Cerno zu seinem Amtskollegen gesagt.
Von ihren Sangeskünsten kann man sich am 1. Juli auf Mallorca
überzeugen. Cerno ist einer der Weltstars, die bei einem Konzert
singen werden, das – wie sollte es anders sein – von Josef Egger
organisiert wird. Im Castell Bellver, im Rahmen der Sommerkonzerte
des balearischen Symphonieorchesters, treten neben Cerno Bassist
Kurt Riedl, die Sopranistin Regina Schörg und Tenor René Kollo auf,
dazu wohl auch der menorquinische Bariton Joan Pons, mit dem Egger
in dieser Woche in Zürich verhandelt hat.
Für Abonnenten des Zyklus ist das Konzert Teil des Pakets, wer
nur diese Veranstaltung besuchen will, muss tiefer als üblich in
die Tasche greifen. Denn, auch das ist so Eggers Art, ein Teil der
Einkünfte wird einem guten Zweck zufließen, höchstwahrscheinlich
der Anti-Drogen-Organisation Proyecto Hombre.
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