Der Verdejo ist unbestritten eine der besten und aromatischsten
weißen Rebsorten innerhalb Spaniens. Im direkten Preisvergleich zum
galicischen Albariño schneidet er generell sehr gut ab. Gewöhnlich
zahlen Sie für einen hochwertigen, aus Verdejo gekelterten Wein
etwa die Hälfte des Preises eines hochwertigen Albariños.
Aber innerhalb dieses Preisgefüges existiert seit Jahren ein
zusätzlicher Preisbrecher. Die Rede ist vom „Viña de Mercado” der
Grandes Bodegas, die allgemein bekannte Weine wie den Marqués de
Velilla oder den hochpreisigen Monte Villalobón erzeugen.
Angesichts des ausgesprochen niedrigen Flaschenpreises des Viña de
Mercado von weniger als vier Euro liegt die Vermutung nahe, dass es
sich um eines dieser billigen, verwässerten und nichtssagend
seichten Exemplare von Weißwein handeln könnte, von denen man im
Volksmund behauptet, da sei eine Traube durchgeschwommen.
Weit gefehlt! Außerordentlich aromatisch kommt er daher, mit
überraschend gutem Ausdruck von reifer Frucht im nasalen Bereich.
Man riecht Pfirsich, aber auch wilde Kräuter, und stellt fest, dass
dieser Weißwein zum Schnäppchen–Preis alles andere als dünn und
fade schmeckt.
Alkohol und Säure harmonieren und der Nachgeschmack beschert
noch eine feine Anis-Note. Beim Viña de Mercado handelt es sich um
Weißwein–Spaß ohne Reue und leeren Geldbeutel.
Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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