Anreisen, Koffer auspacken und ohne einen Finger zu rühren
sechs, sieben Städte und Länder in einer Woche besuchen: Immer mehr
Menschen entdecken die Kreuzfahrt als bequeme und interessante Art
des Reisens. Laut Wirtschaftsstudien stellt der Kreuzfahrtmarkt den
weltweit größten touristischen Wachstumsmarkt dar. Die Mehrheit
aller Urlaubsreisenden (66 Prozent) bewertet die Kreuzfahrt besser
als jede andere Urlaubsart.
Der Hafen von Palma profitiert von diesem Trend, wird von immer
mehr Kreuzfahrtpassagieren besucht: Laut Mateo Ginard Tomás,
Marketingstratege für den Kreuzfahrtbereich der „Ports de Balears”,
kamen 2003 über 740.000 Urlauber im Rahmen einer Schiffsreise nach
Mallorca, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Für dieses Jahr erwartet
Mateo Ginard keinen großen Zuwachs bei der Zahl der schwimmenden
Hotels in Palma. „Da die Schiffe aber immer größer werden, rechnen
wir dennoch mit einem höheren Passagieraufkommen.”
Ab April, wenn die Saison in der Karibik ausgelaufen ist,
verlagern sich die Kreuzfahrtschiffe ins Mittelmeer oder nach
Nordeuropa, bevor es im Herbst wieder in wärmere Gefilde geht.
Durch ihre geografische Lage sind Mallorca und die Nachbarinseln
strategisch günstige Stationen bei der Tour vom spanischen Festland
nach Nordafrika. Insgesamt wurden in Palma im vergangenen Jahr 429
einfahrende Kreuzfahrtschiffe gezählt. Für reichlich Bewegung im
Hafen sorgen schon alleine die sechs Dampfer, die Palma als
Basishafen benutzen. Neben der „Aidavita”, die von einem deutschen
Veranstalter vermarktet wird, sind es vor allem Schiffe von
englischen Anbietern: Die „Sunbird”, „Carousel”, „Ocean Village”,
„Thomson Spirit” und „Island Escape” sind alte Bekannte, die Palma
im Sommer jede Woche besuchen. Ihre Passagiere reisen per Flugzeug
an, steigen in Palma ein und aus und viele bleiben anschließend
noch für einen Strandurlaub auf der Insel.
Dass die Engländer so stark vertreten sind, führt der
Hafenmitarbeiter auf die große Kreuzfahrttradition der Briten und
die gute Infrastruktur der englischen Reiseveranstalter auf der
Insel zurück. „Alle Veranstalter haben auch Flugzeugflotten und
bieten Verlängerungswochen an.” Insgesamt lasse sich auf dem
Kreuzfahrtmarkt eine zunehmende Globalisierung beobachten. Die
Unternehmen Carnival und Royal Caribbean deckten weltweit etwa 70
Prozent des Markts ab.
Mateo Ginard beobachtet in Palma, dass immer mehr
Themenkreuzfahrten angeboten werden: Kulturreisen, Konzertreisen,
Funreisen.... Befragungen unter den Passagieren haben ergeben, dass
es eine hohe Zahl an „Wiederholern” unter den Kreuzfahrtpassagieren
gibt. Ginard erklärt das durch ein „viel besseres
Preis-Leistungs-Verhältnis als etwa beim Strandurlaub”. Vor allem,
seitdem die Seereise das Prestige der Luxusreise mehr und mehr
verliert und durch Personalabbau im Service und kleinere Kabinen
für die breite Masse erschwinglich geworden ist.
Der Hafen von Palma schätzt das wachsende Aufkommen der
Kreuzfahrtschiffe, weil es ein „sauberes Geschäft” bringe. Im
Gegensatz zu manchen Frachtern bergen die Vergnügungs-Pötte keine
Risiken durch problematische Ladung. Dennoch müsse die Abfertigung
der Handelsschiffe für den Hafen vorrangig sein, um die Versorgung
der Insel sicher zu stellen, so Ginard. Der Service für die
Kreuzfahrtschiffe bringe dem Hafen etwa ein Zehntel des
Jahresumsatzes von 24 Millionen Euro. „Bislang mussten wir noch
kein Kreuzfahrtschiff ablehnen”, so Mateo Ginard. Aber mit bis zu
fünf Dampfern gleichzeitig im Hafen – wie im Sommer immer
donnerstags der Fall – sei die Kapazitätsgrenze schon fast
erreicht. Im vergangenen Jahr waren an einem Tag acht
Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig in Palma: „Das war die absolute
Obergrenze.”
Bei den Kreuzfahrtkapitänen ist der Hafen von Palma beliebt: Das
Manövrieren gestaltet sich dort nicht so schwierig, dass sie auf
die Hilfe von Schleppbooten zum Einfahren angewiesen wären. Für die
Reiseveranstalter auch ein Kostenfaktor: Sie sparen dadurch die
Schleppkosten von 6000 Euro. Weiterer Pluspunkt des Hafens von
Palma: Er führt genug Wasser, um Schiffe mit größerem Tiefgang
aufnehmen zu können. Auch die Länge der Riesendampfer ist kein
Problem: Ende Mai soll sogar das größte Schiff der Welt, die „Queen
Mary II” (345 Meter) Station in Palma machen. Gäste wie diese geben
auch dem Hafen Prestige.
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