Die ITB in Berlin, als weltgrößte Reisemesse vor allem auch
Pulsmesser für die Branche, stand nicht nur für Spanien im Schatten
der Terroranschläge von Madrid. Alle machten sich große Sorgen ob
der möglichen Auswirkungen auf das Geschäft. Zur Erinnerung: Der
11. September 2001 sorgte für eine große Krise vor allem in der
Luftfahrt, aber auch in der Flugtouristik.
Zumindest bis Donnerstag konnte die deutsche Reisebranche jedoch
Entwarnung geben. „Es gibt keinerlei Veränderungen der
Buchungseingänge”, meldet Rolf-Dieter Grass, Sprecher der Thomas
Cook AG (Neckermann). Bei Mallorca-Marktführer Air Berlin heißt es:
„Es ist alles so wie immer, wir können keinerlei Auswirkungen
feststellen.” Laut Peter Hauptvogel gibt es höchstens ein paar
„nicht messbare” Einzelfälle.
Es geht also ein Aufatmen durch die Branche. Denn in den Tagen
nach den grausamen Attentaten befürchteten viele, dass „die
Pflanze, die gerade wieder angefangen hat, zart zu blühen”
(Thomas-Cook-Chef Wolfgang Beeser) in Mitleidenschaft gezogen
werden könnte.
Einige Journalisten haben sich jedenfalls redliche Mühe gegeben,
auf dem Sprössling Buchungsplus herumzutrampeln. Am Freitag wurde
die Tatsache hochgekocht, dass die ETA Warnbriefe an deutsche
Reiseveranstalter schickt, mit dem Hinweis, dass auch in
Urlaubsgebieten Anschläge nicht ausgeschlossen seien.
Bei Branchenführer TUI hatte die Kommunikationsabteilung über
Tage nichts anderes zu tun, als auf diese Briefe zu reagieren. Als
längst klar war, dass hinter den Anschlägen wohl nicht die
baskische Bande steht, erschien „Bild am Sonntag” mit der großen
Schlagzeile „Der Terror-Brief: So will die ETA deutsche Touristen
angreifen”. „Unseriös” war noch das freundlichste, was Touristikern
aus dem In– und Ausland sowie vielen Journalisten dazu einfiel.
Denn die „Terrorbriefe” sendet ETA seit Jahren aus, ohne dass es zu
nennenswerten Einschränkungen des Tourismus in Spanien gekommen
wäre. Voriges Jahr gingen in Hotels in Alicante zwar Bomben hoch,
doch weil – typisch für ETA – vorher ein Anrufer vor den
Explosionen warnte, gab es keine Toten. In keiner Weise haben die
Briefe auf die Anschläge in Madrid hingewiesen – und lange vor dem
Erscheinen von „Bild” war klar, dass es nicht ETA, sondern
islamistische Terroristen waren. Außerdem zeigte die
Sonntagszeitung nicht den wirklichen Brief, sondern einen „von BamS
nach vorliegenden Informationen nachgestaltet”.
Die Besorgnis eines deutschen Veranstalterchefs, „die schaffen
es noch, uns alles kaputt zu machen”, hat sich allerdings nicht
bestätigt. Christian Boergen, Sprecher des Deutschen Reisebüro und
Reiseveranstalter Verbandes DRV, rechnet maximal mit leichten
Einbußen im Städtetourismus nach Madrid, „das war nach den
Anschlägen in Istanbul im vergangenen Jahr auch so”. Aber nach
wenigen Wochen würde sich die Situation wieder stabilisieren.
Um immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, hat das spanische
Fremdenverkehrsamt Turespaña mit den Reiseveranstaltern vereinbart,
täglich die Buchungszahlen zu analysieren, wie Alvaro Blanco, Chef
von Turespaña in Deutschland mitteilt. Am Mittwoch und Freitag
dieser Woche werde man sich mit den Touristikunternehmen
zusammensetzen, um die Situation zu bewerten. Zurzeit könne man
jedoch von „business as usual” sprechen.
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