Ralph Osken ist ein typischer Vertreter der deutschen
Tourismus-Industrie. So oft es geht, nutzt er die Möglichkeit, um
auf Mallorca zu arbeiten. Am Wochenende war er mit dem Deutschen
Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV) zur Klausurtagung des
Vorstands auf der Insel, am Donnerstag ist er zur
Bereichsleitertagung des Deutschen Reisebüros (DER) wieder für ein
Wochenende eingeflogen. „Leider musste ich zu der
IATA-Agententagung nach Deutschland zurück”, bekennt der
DRV-Vizepräsident im MM-Gespräch, „sonst hätte ich zwischendurch
gerne zwei Tage die Seele baumeln lassen.”
Seit 30 Jahren in der Touristik, mittlerweile als
Vertriebs-Geschäftsführer der Rewe-Touristik für DER, Atlasreisen
und Derpart verantwortlich, hat der gebürtige Kasselaner auch bei
seinem Blick nach Mallorca die Brille des Reisebüros auf. „Auch die
Expedienten haben sich in den letzten Jahren von der schlechten
Presse, die Mallorca hatte, beeinflussen lassen”, weiß er, „auch
wenn die Medienschelte zum Teil völlig unberechtigt war.”
Jetzt, so seine Beobachtung, hat es Mallorca unter der neuen
Balearen-Regierung geschafft, den Negativ-Trend zu drehen.
Positiven Nachrichten sei im vergangenen Jahr ein Anstieg der
Besucherzahlen aus Deutschland gefolgt. Um diesen Trend zu
konsolidieren, hält er es für notwendig, weiterhin Info-Reisen für
Reisebüro-Mitarbeiter zu organisieren. Zwar „gibt es kein Reiseziel
auf der Welt, über dass die Verkäufer so gut Bescheid wissen”, doch
bei einer durchschnittlichen Verweildauer der Mitarbeiter von
lediglich sieben bis acht Jahren seien jährlich 2000 bis 3000
Reisen notwendig, nur um den Informationsstand zu halten.
Den seit Jahren steigenden Anteil der Individualbuchungen nach
Mallorca sieht Osken nicht als Problem, sondern als Chance für
traditionelle Reisebüros. „Auch wir sind über unsere
Internet-Angebote und Call-Center 24 Stunden am Tag verfügbar”,
erklärt er, „aber dazu haben wir noch 720 eigene und 500
Franchise-Agenturen im Bundesgebiet, die bei Problemen mit
persönlicher Betreuung helfen können.”
Was sie grundsätzlich an Mallorca haben, wissen die Kunden,
davon ist der 49-Jährige überzeugt: „Der schönste Flecken, der
schnell erreichbar ist und alles bietet, was man will.” Dieses
„alles” will aber besser kommuniziert werden, fordert er. So müsste
Mallorca den Reisebüros frühzeitig, am besten im Januar für ein
Jahr im Voraus, einen Event-Kalender zur Verfügung stellen. Vom für
Oktober in Palma geplanten Marathon beispielsweise wissen die
allermeisten Agenturen noch nichts. „Aus der Nebensaison ließe sich
noch viel mehr machen”, glaubt er, besonders im Bereich Kongresse
und Incentives stecke noch viel Potential. Denn in jedem Deutschen
steckt ein bisschen Osken, der gerne auf Mallorca arbeitet.
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