Michael Jackson, der weltberühmte „König des Pop” wäre beinahe
im Dezember zu einer dreitägigen Publicity-Tour nach Mallorca
gekommen. Den Auftritt auf der Insel hätte Jacko ohne Honorar
absolviert, lediglich Spesen in Höhe von 48.000 Euro hätten gedeckt
werden müssen.
Wegen der Anklage gegen den Star, dem im US-Bundesstaat
Kalifornien wegen mutmaßlichen Missbrauchs Minderjähriger der
Prozess gemacht werden wird, hat die Balearen-Regierung von dem
Projekt jedoch Abstand genommen.
Aber an der Verpflichtung des kontroversen Künstlers sind die
Verantwortlichen auf Mallorca nur knapp vorbeigeschrammt.
Die Vorgeschichte: Im September 2001 gibt Jackson zwei Konzerte
im New Yorker Madison Square Garden. Mit dabei ist ein
mallorquinischer Unternehmer, der mit dem Manager des Sängers
befreundet ist.
Der sagt, dass es möglich sei, dass Jackson anlässlich der
Promotion seines Best-Of-Albums in Europa auch „Las Palmas de
Mallorca” besuchen könne. Erst wird aufgeklärt, dass es sich um
Mallorca handelt, deren Hauptstadt Palma heißt, und der Star ist
interessiert, weil er Spanien besser kennen lernen, vor allem auch
eine Insel besuchen will.
Der Unternehmer setzt sich mit einer Airline, einer Hotelkette,
einer Autovermietung, einer Security-Firma, alle mit Sitz auf
Mallorca, in Verbindung. Nachdem die im Boot sind, kontaktiert er
am Montag, 17. November, die Staatskanzlei der Balearenregierung.
Von dort gelangt der Vorschlag auf den Schreibtisch von Eduardo
Gamero, Staatssekretär für Tourismuswerbung.
Dort, so versichert der Politiker, sei gar nichts passiert, weil
er von dem Vorschlag wegen der Vergangenheit des Sängers nicht
überzeugt gewesen sei. Am Dienstag nachmittag verbreitet sich
schließlich die Nachricht, dass die Polizei hinter Michael Jackson
her ist. Mittlerweile ist der Amerikaner gegen Kaution auf freiem
Fuß und wartet auf seinen Prozess. In einer offiziellen
Stellungnahme bezeichnet er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als
haltlos und haarsträubend.
Trotz der Beteuerungen der Balearen-Regierung, nie mit dem
Gedanken eines Jackson-Besuches gespielt zu haben, war das Projekt
ziemlich weit gediehen. Zwei Wochen vor Weihnachten sollte MJ nach
Palma kommen. Hier waren Abstecher zum Schloss Bellver („Michael
mag Burgen”, so der Unternehmer) und nach Valldemossa geplant. Das
Foto von Jackson am Klavier von Chopin, der einst einen
unglücklichen Winter auf Mallorca verbrachte, wäre nach Meinung des
Promotors „um die Welt gegangen”.
Vor allem hätte die Aktion lediglich 48.000 Euro gekostet. Im
Vergleich zu dem, was für die Werbeauftritte des
Hollywood-Schauspielers Michael Douglas bezahlt werden muss, ein
Klacks. Douglas tritt auf vier Tourismus-Messen auf dem
Balearen-Stand auf. Das zwar honorarfrei, aber die
Balearen-Regierung musste ihm dafür seine defizitäre Kulturstiftung
Costa Nord in Valldemossa für 4'4 Millionen Euro abkaufen.
Tourismusstaatssekretär Eduardo Gamero will jedenfalls nie über
einen Besuch des Sängers nachgedacht haben: „Den Vorschlag gab es,
wie wir jeden Tag viele Vorschläge bekommen. Sein Bild wäre wohl um
die Welt gegangen, aber mit seiner Vergangenheit und den Vorwürfen
des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger gab es keine andere
Möglichkeit, als Nein zu sagen. Mir ist jedenfalls sofort das Bild
eingefallen, als er sein Kind auf dem Balkon hielt.”
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