Offiziell beginnt das Geschäft in der Llonja des Peix, der
Fischbörse von Palma, erst um 5.30 Uhr. Aber im Grunde ist dann
schon alles gelaufen. Um diese Zeit haben die Damen mit den
stählernen Stimmen, die „Patronas”, die als Mittler zwischen den
Fischern und den Käufern agieren, längst alle Ware an den Mann
gebracht. Die Frauen kennen ihre Kunden, von denen viele schon am
Tag zuvor ihre Wünsche telefonisch äußern.
Rund 50 Frauen arbeiten in der Fischbörse. Allerdings nur noch
kurze Zeit. In knapp zwei Wochen werden die „Patronas” durch
Elektronik ersetzt. Dann wird durch die Hallen ein Laufband
rattern. Darauf die Kisten mit Fisch. Auf großen Monitoren
erscheinen die nötigen Daten: Name des Fangbootes, Art des Fisches,
Kilopreis und Gewicht. Per Fernbedienung können die Käufer dann
anzeigen, welche Kiste sie zu welchem Preis kaufen wollen. Sofort
erscheint der Name des Käufers auf dem Bildschirm. Wenn jemand mehr
bietet oder auch weniger, kann er das ebenfalls per Fernbedienung
anzeigen.
Fischversteigerung – elektronisch. „Es gibt viele Vorteile
dieses neuen Systems”, sagt Toni Garau, Sekretär des hiesigen
Fischereiverbandes, in dem 80 Prozent der balearischen Fangflotte
zusammengeschlossen sind. „Wir können damit die Preise stabiler
halten, denn der Käufer weiß nicht so genau, wie viel von welchem
Fisch auf dem Markt ist. Außerdem schließen wir damit die
Einzelhändler aus dem Direktverkauf aus, denn nur Großhändler
werden akkreditiert sein.”
Die 20 Prozent der nicht angeschlossenen Fischer werden auch
künftig ihren Fang ohne das neue elektronische Versteigerungssystem
verkaufen. Sie bieten ihre Ware direkt in den Häfen von Andratx,
Sóller, Pollença, Portocolom, Santanyí oder Colònia de Sant Jordi
an.
Die „Patronas” sind wenig glücklich über die neue Regelung. Toni
Garau allerdings weiß, dass die meisten von ihnen selbst
Fischstände auf den Märkten in Palma haben, über mangelnde Arbeit
also nicht klagen können. Ein Stück Marktromantik ist damit
natürlich vorbei. Dazu Toni Garau: „Wir leben in modernen Zeiten.
Wir müssen uns dem technischen Fortschritt anpassen.”
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