Mitten im Ferienmonat August versetzte das nationale
Statistikamt so manchen Urbalearen in Angst und Schrecken. Jeder
vierte Einwohner auf dem Archipel, errechneten die Demographen,
werden 2010 im Ausland zur Welt gekommen sein.
Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen Jahre, verwundern
die prognostizierten 25 Prozent Ausländeranteil nicht. Schon jetzt
liegt die autonome Region Islas Baleares mit 14'4 Prozent
Nichtspaniern landesweit an der Spitze. Von den 2002 insgesamt
gemeldeten 916.968 Einwohnern erblickten 132.303 das Licht der Welt
außerhalb Spaniens. Zwei Jahre zuvor waren es noch 72.220
Ausländer, der Anteil an der Bevölkerung betrug nur 8'5 Prozent.
All diese Angaben beruhen auf jährlich erscheinenden Studien der
Sparkasse Sa Nostra und der balearischen Universität UIB.
Mit der stolzen Zuwachsrate von 4'4 Prozent verwiesen die
Balearen in der Disziplin Bevölkerungswachstum 2002 sämtliche
anderen Regionen (spanienweiter Durchschnitt: 1'8 Prozent) auf die
Plätze. Noch deutlicher zeigt sich der Abstand im Verleich mit der
Europäischen Union (0'4 Prozent).
Ein völlig anderes Zahlenbild eröffnet der Blick auf die
Zuwanderung von Ausländern. Zwischen 2001 und 2002 stieg deren Zahl
auf den Balearen um ganze 24'9 Prozent, der Anteil an der
Gesamtbevölkerung nahm in diesem Zeitraum um 2'3 Prozentpunkte auf
14'4 Prozent zu.
Eingefleischte Balearen unterscheiden beim Begriff Einwanderung
zudem nur unwesentlich zwischen Ausländern und Landsleuten vom
Festland. Letztere stellten 2001 mittlerweile 240.955 Einwohner,
somit 27'4 Prozent der Balearenbevölkerung. Zählt man dazu die
entsprechende Ausländerquote von 12'1 (2001), heißt das, dass vier
von zehn Einwohnern fern der Inseln das Licht der Welt
erblickten.
Unterteilt nach Herkunft, machte die Studie eine Trendwende aus.
Zwar führen die EU-Länder (2002: 59.006) die Liste der
Zuwandergruppen weiterhin an. Insbesondere die Lateinamerikaner
holten in den vergangenen drei Jahren aber mächtig auf und stellten
2002 bereits ein Kollektiv von 40.514 Einwohnern (zum Vergleich:
2001: 25.639). Weniger ins Gewicht fallen Afrikaner (2002: 18.690)
und Osteuropäer (2002: 8557).
Die deutschen Übersiedler verlieren beim großen Spiel der Zahlen
an Bedeutung. Im vergangenen Jahr, so enthüllte die vor wenigen
Wochen vorgestellte Studie zu 2002, schrumpfte der teutonische
Anteil an den Einwanderern um zwei Punkte auf 18 Prozent. Briten
repräsentieren 10'6 Prozent der auf den Inseln gemeldeten
Ausländer, Marokkaner liegen mit 10'5 Prozent fast gleichauf. Mit
Abstand am besten vertreten sind die Südamerikaner aus Ecuador,
Argentinien und Kolumbien. Zusammen stellen sie nahezu ein Viertel
aller Ausländer.
Die unmittelbaren Konsequenzen des massiven Zuzugs machen sich
vor allem in den Bereichen Geburten und Schule bemerkbar. Seit 1999
liegt die Geburtenrate auf dem Archipel mit 12'16 Kindern pro 1000
Einwohner (Stand 2002) sowohl über dem spanischen (10'14) als auch
über dem europaweiten (11'13) Durchschnitt. Und in keiner
spanischen Region tragen ausländische Mütter tatkräftiger zur
Gesamtzahl der Geburten bei als auf der balearischen Inselgruppe:
18'2 Prozent aller Neugeborenen hatten 2002 eine nichtspanische
Mutter.
Ähnliches gilt für die Zusammensetzung der Schulklassen. Waren
im Schuljahr 1999 noch 4000 ausländische Kinder auf den Balearen
eingeschrieben, sind es drei Jahre später bereits 12.345 gewesen.
In der Gruppe des Ausländer dominierten auch hier die
Lateinamerikaner (5408). Die deutschen Schüler führen mit 1412 das
EU-interne Ranking an.
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