Die Zahl der Schmutzfinke, die sich in Küstennähe ihrer Abfälle
entledigen und ihre Fäkalien ins Meer ablassen, nimmt in der
Sommersaison deutlich zu. Viele Boote, viel Müll. Ein neues Gesetz
soll nun verhindern, dass unverantwortliche Skipper weiterhin die
12-Meilenzone rund um Mallorca als öffentliche Müllkippe
betrachten.
In Häfen und geschützten Küstenabschnitten darf künftig nichts
mehr ins Wasser geworfen oder gekippt werden. Bei Abständen
zwischen vier und zwölf Meilen müssen die Abfälle klein gehäckselt
und desinfiziert werden und dürfen nur aus fahrenden Schiffen
(mindestens vier Knoten schnell) ins Meer eingeleitet werden. Alle
Boote müssen darüber hinaus mit Fäkalientanks ausgerüstet werden,
deren Inhalt in den Sporthäfen in ein anderes Behältnis umgepumpt
werden kann. Bootsbesitzer haben gemäß dem Gesetz neun Monate Zeit,
ihr Schiff umzurüsten.
Die Betreiber der Sporthäfen begrüßen zwar die neue
Rechtsprechung, weisen aber darauf hin dass manche Bootstypen, zum
Beispiel kleine Llaüts, gar keinen Platz für Fäkalientanks hätten.
Ebenso die wenigsten aller vor zehn oder noch mehr Jahren gebauten
Schiffe. Und diejenigen, die schon lange serienmäßig mit
Entsorgungstanks ausgestattet seien, würden nur selten die in den
Häfen angebotenen Abpump-Möglichkeiten in Anspruch nehmen.
Aber für die treibenden Müllteppiche sind nur bedingt die
Skipper verantwortlich. „Rund um das Mittelmeer gibt es noch viele
Gemeinden, die ihre Abwässer ungeklärt ins Meer leiten. Einige
entsorgen sogar ihr gesamtes Müllaufkommen durch das Meer”, erklärt
Antonio Muñoz von der hiesigen Umweltschutzgruppe GOB. Der
allermeiste Müll, der auf Mallorca angeschwemmt wird, so Muñoz,
habe bereits eine weite Reise hinter sich. „Je nach Wetterlage und
Strömungsverhältnissen ziehen die Müllteppiche an unserer Insel
zwar vorbei, dann haben aber andere Regionen das Problem der
Beseitigung der nicht durch das Meer abbaubaren Abfälle.”
Eine Lösung des Problems ist schwierig. Das weiß auch Muñoz.
Solange tausende Tonnen Abfälle ins Meer gekippt werden, werden
Teile davon auch irgendwo angeschwemmt. „Besser säubern und besser
informieren”, mehr kann man derzeit nicht tun, so der etwas ratlose
Rat des Umweltschützers.
Die Wasserqualität beeinträchtigen aus Plastiktüten,
Damenbinden, alten Socken und Bierdosen gewobene Müllteppiche
jedoch wenig. In regelmäßigen Abständen wird das Wasser an
Mallorcas Stränden analysiert, damit unzulässig hohe Bakterienwerte
rechtzeitig erkannt werden. Die allermeisten Küstenabschnitte
schneiden bei den biochemischen Untersuchungen gut bis sehr gut ab.
Der treibende Müll ist hochgradig eklig, aber – von Spritzen und
ähnlichem abgesehen – gesundheitlich kaum bedenklich.
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