TW
0

Eigentlich wollte sich das Ehepaar am späten Montagnachmittag in den Sommerschlussverkauf stürzen. Es hatte an diesem heißen Tag früher die Arbeit beendet, um ein paar Schnäppchen zu ergattern. Doch der Stromausfall, der ganz Mallorca lahm legte, machte dem Paar einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

Ab 17.50 Uhr ging im Zentrum von Palma nichts mehr. In den Geschäften versagten die Elektrokassen und im hinteren Bereich der Läden wurde es finster. Zwar warteten die Verkäufer noch eine Weile, aber als der Strom sich auch nach einer halben Stunde nicht einstellen wollte, beschlossen die Geschäftsinhaber, ihre Läden zu schließen.

Doch so mancher, der nach Hause wollte, kam nicht weit. In einigen Tiefgaragen ließen sich die elektrischen Tore nicht öffnen, und wer das Glück hatte, ausfahren zu können, steckte bald im Verkehrschaos. Auf der Insel funktionierte keine einzige Ampel, und die vielen Polizisten, die sich auf die Kreuzungen stellten und mit den Armen ruderten, konnten nur wenig Abhilfe schaffen.

In der Notrufzentrale liefen unterdessen die Telefone heiß. Von den über 1000 registrierten Anrufen wollten sich viele nach der Ursache erkundigen oder ihren Ärger ablassen. Polizei und Feuerwehr mussten in Palma zu 30 Einsätzen ausrücken, um in Fahrstühlen eingeschlossene Menschen zu befreien. In den meisten Fällen waren die Steckengebliebenen jedoch bereits von Nachbarn aus dem Lift geborgen worden. Vereinzelt fielen Menschen in den Kabinen in Ohnmacht.

Gewinner des Stromausfalls gab es auch: In Palma etwa das Kaufhaus El Corte Inglés oder die Eisdiele Can Miquel in der Jaime III. Sie verfügen über eigene Notstromaggregate. Da überall sonst die Klimaanlagen ausgefallen waren, verschafften sich unzählige Passanten eine Kühlung durch Speiseeis. Im Kaufhaus wurden Beleuchtung und Belüftung gedrosselt, doch das Bezahlen war weiterhin möglich.

Weitgehend funktionsfähig blieb auch der Flughafen von Palma. Alle elektronischen Geräte für den Flugdienst sowie der Tower verfügen über eine eigene Versorgung. Im Terminal selbst blieben die Lichter nur etwa 15 Minuten aus.

Im Zentrum von Palma war der Strom nach gut einer Stunde wieder da, in den Außenbereichen ohne Arenal dauerte es bis zu zwei Stunden. Die Bewohner in den übrigen Regionen mussten sich teils bis ein Uhr nachts gedulden, um wieder Strom zu haben. Auf den Präsidenten des Energieversorgers Gesa, Bartomeu Reus, kommt nun eine Beschwerdeflut von Geschäftsleuten und Gastronomen wegen entgangener Einnahmen zu. Die Balearen-Regierung ordnete eine Untersuchung an. Der Totalausfall war durch die Überlastung einer Verteilerstation bei Palma verursacht worden. Infolge einer Kettenreaktion schaltete sich das Kraftwerk in Alcúdia ab. Daraufhin brach der Stromkreislauf inselweit zusammen.