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Der Palau March in Palma ist das, was man in Spanien „emblematico” nennt: auffällig, richtungsweisend, das Umfeld bestimmend. Der herrschaftliche Palast an der Ecke Borne/Carrer Conqueridor, am äußersten Ende des Hort del Rei, wurde 1935 im Auftrag von Joan March Ordinas von dem Architekten Guillermo Forteza entworfen. Der spanische Bürgerkrieg brachte die Pläne zunächst zum Erliegen; ab 1939 wurde unter der Leitung von Luis Gutiérrez gebaut. Jetzt dient der Palast nach zweijähriger Restaurierung als vielschichtiges Museum und als Bibliothek.

Das Gebäude sollte von vorneherein ein Zeichen im Stadtbild von Palma setzen. Es ist in vielen Bauelementen an den Renaissance-Baumeister Juan de Herrera angelehnt, vereinigt aber auch Stilelemente mallorquinischer Herrenhäuser und italienischer Palazzi. Die große Loggia im ersten Stock zieht seit jeher die Blicke all derer auf sich, die über die Avinguda Antoni Maura nach Palma hineinfahren.

Das Haus wurde ursprünglich zum Privatgebrauch des Bankiers March gebaut. In zwei Stockwerken war – und ist bis heute – allerdings seit 1970 die berühmte Biblioteca March untergebracht, die heute mehr als 17.000 Bände aus vielen verschiedenen Wissensbereichen umfasst, darunter sind auch 1800 historische Manuskripte, 21 Inkunabeln und rund 3000 Werke, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert über Mallorca veröffentlicht wurden.

In der großen Loggia sind zeitgenössische Skulpturen zu sehen, etwa von Henry Moore, Eusebio Sempre, Eduardo Chillida, Miquel Berrocal, Xavier Corberó, Max Bill, Auguste Rodin, Agustin Càrdenas, Barbara Hepworth und Andreu Alfaro. Sie wurden im Laufe der vergangenen 50 Jahre zusammengetragen. Der größte Teil dieser Werke stand bislang im Skulpturengarten der Villa March „Sa Torre Cega” in Cala Rajada, wo sie zwar ein schöneres Umfeld hatten, aber dafür nur wenigen Besuchern zugänglich waren. Da die Villa in Mallorcas Norden immer noch im Privatbesitz der Familie ist, gab es nur geführte Rundgänge nach Voranmeldung.

Ein großer Raum ist den rund 3000 Figuren der neapolitanischen Krippe aus dem 18. Jahrhundert gewidmet. Sie gilt neben einer ähnliche Krippe im Metropolitan Museum in New York und einer weiteren im Bayrischen Kunstmuseum in München als die wertvollste der Welt: Der Wert der Figuren wird auf je 2000 bis 10.000 Dollar geschätzt. Bislang war die Krippe immer nur zu Weihnachten zugänglich. Jetzt ist sie das ganze Jahr über zu sehen. Aller weihnachtlicher Schnickschnack wie Moos, Holz oder irgendeine Form von „Bühnenbild” wurde entfernt, um die ausdrucksstarken Figuren pur zu zeigen.

Als temporäre Ausstellung zeigt das neue Museum rund 40 romanische und gotische Marienfiguren aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, die alle aus Privatsammlungen stammen. Die meisten waren in mallorquinischen und spanischen Kirchen und Kapellen zu Hause, einige wenige stammen aus Süddeutschland.

Ab 1941 arbeitete der katalanische Maler Josep Maria Sert Badia (1874 bis 1945) für die Familie March, zunächst in deren Residenz in Madrid, ab 1944 auch in Palma. Es war die letzte große Auftragsarbeit vor seinem Tod. Er schmückte das Treppenhaus und den Musikraum mit seinen Fresken, die, obwohl durchaus im damaligen Hier und Heute zu Hause, doch sehr an Goya und Michelangelo angelehnt sind.

Im Musikzimmer sind an Decken und Wänden Jazz-Szenen der 30er und 40er Jahre aus New York und New Orleans zu sehen; man orientierte sich nicht an der bildungsbürgerlichen Klassik.

Einige Nachbildungen der Werkstätten von Josep Maria Sert zeigen die Arbeitsweise des Künstlers, der für die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 tätig war und Monumentalgemälde für private und öffentliche Bauten vor allem in den Vereinigten Staaten schuf.

In einem der Wandgemälde des Treppenhauses sind Persönlichkeiten zu sehen, die Mallorca-Geschichte schrieben: Christoph Kolumbus, Ramón Llull und – Joan March.