Hühnerstall” nannten wir die Redaktionsräume, zumindest in den
ersten der 32 Jahre, die diese Zeitung inzwischen auf dem Buckel
hat. Das lag nicht etwa am Gegackere der Mitarbeiter(innen),
sondern an baulichen Besonderheiten: Der allererste Redaktionsraum,
besetzt von einer Person, befand sich in der oberen Etage einer
Garage und war nur über eine schmale (Hühner)Leiter zu
erreichen.
Er wurde aus zwei Gründen aufgegeben: Erstens, weil sich die
Zahl der Redakteure eines Tages verdoppelte, und zweitens, weil der
Inhalt eines Aschenbechers, unachtsam in den Papierkorb befördert,
fast den gesamten Hinterhof hätte abbrennen lassen. Die beiden
Redakteure kamen mit einer Rauchvergiftung davon, die Zeitung
konnte weiter erscheinen.
Immerhin zog die Redaktion in den Folgejahren zweimal um: erst
in den Paseo Mallorca Nr. 11, dann in Nr. 32. Um schließlich jedoch
reumütig zurückzukehren: in Räume gegenüber dem Hühnerstall, die
unser englisches Schwesterblatt „Mallorca Daily Bulletin” wegen
Umzugs gerade freigemacht hatte.
Hier blieben wir die nächsten 15 Jahre, bis jetzt. Hier
okkupierten wir die letzten Winkel, aber eng blieb es stets, weil
Redaktion und Verlag im selbem Tempo wuchsen wie der Umfang der
Zeitung.
Hier besuchten uns Tausende Leser und Anzeigenkunden; und fast
alle wunderten sich, was für eine respektable Zeitung dort im
Hühnerstall gemacht wurde. „Entscheidend ist”, zitierte einer weise
Helmut Kohl, „was hinten raus kommt”.
Auch deutschen TV-Zuschauern ist die Örtlichkeit vertraut.
Hunderte von Kamerateams waren hier, um Redakteure zu
Mallorca-Themen zu befragen. Einer der TV-Reporter sprach: „So
stelle ich mir eine Zeitung in der Dritten Welt vor.” Jetzt, an
diesem Wochenende, geht es in die Erste Welt. Wir verlassen
Hühnerstall und Hinterhof, gern vornehm als „Patio” betitelt, und
ziehen mit Sack und Pack ins Druckzentrum des Verlages nahe
Megasport, das König Juan Carlos vor einem Jahr einweihte.
Nicht nur wir sind ein wenig traurig (siehe Gastkolumne nächste
Seite). Denn ein Stück sehr lebendige und sehr gelebte
MM-Geschichte geht zu Ende.
Natürlich richtet sich der Blick vor allem nach vorn, in die schöne
neue Redaktionswelt. Auch wenn manch einer wohl klammheimlich
hofft: Der nächste Umzug kommt bestimmt.
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