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Der Februar-Ausflug von Balearen-Präsident Francesc Antich und einigen seiner Minister ins winterliche Nordrhein-Westfalen trägt seine ersten Früchte. Kurt Bodewig, ehemaliger Bundesminister für Verkehr, Bau– und Wohnungswesen und Vorsitzender der niederrheinischen SPD, konferierte am Donnerstag in Palma über die Wirtschaftslage in Deutschland und deren Perspektiven. Damit folgte der Politiker einer Einladung der balearischen Regionalregierung.

Beide Seiten vereinbarten im Februar, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen ihren Regionen zu vertiefen. Nach Ansicht Bodewigs werden diese Beziehungen in deutschen Wirtschaftskreisen „positiv bewertet”. Schon die Reise der Balearen-Delegation sei mit „großer Aufmerksamkeit” verfolgt worden. Der mallorquinische Markt, glaubt der Sozialdemokrat, sei insbesondere für kleinere und mittlere Betriebe nach wie vor attraktiv.

Die konjunkturelle Flaute sieht der Bundestagsabgeordnete eher als Chance denn als Nachteil. „In Boom-Zeiten mit einem attraktiven Angebot auf den Markt zu kommen, ist schwieriger.” Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, so Bodewig, sollen vor allem als Kontaktforum dienen. Anfragen gebe es beispielsweise aus den Sektoren Aufzüge– und Verkehrstechnologie.

Wie unterschiedlich die Wirtschaftsstruktur beider Regionen ist, zeigte sich auf der Pressekonferenz. Die spanischen Journalisten konzentrierten sich in ihren Fragen fast ausnahmslos auf den Tourismus. Darin drehte sich alles um die fallenden Urlauberzahlen und die damit ausbleibenden Investitionen aus Deutschland.

Bodewig, zudem stellvertretendes Mitlied im Wirtschaftsauschuss des Bundestags, zeichnete den Himmel über der Insel in rosa Farben. Kein Bange, wenn die angekündigten Strukturreformen erstmal greifen, dann gewinne der Deutsche auch wieder an Kaufkraft, welche er auch auf Mallorca ausleben werde. Außerdem, relativierte er Mallorcas Problem, sei wegen der Irak-Krise der Tourismus in der Türkei ungleich stärker eingebrochen.

Damit nicht genug mit der Optimismus-Offensive. Mallorca brauche auch keine Angst zu haben, die Deutschen würden ihrer vermeintlich liebsten Insel den Rücken kehren, diktierte Bodewig der Presse in die Notizblöcke. Schließlich gebe es hier nicht nur Massen–, sondern auch Qualitätstourismus, kurzum eine „schöne Landschaft mit sehr differenziertem Angebot”. Gerade hierin sieht der Ex-Minister Mallorcas große Chance und Vorteil gegenüber der zunehmenden Konkurrenz: „die unterschiedlichen touristischen Angebote zu vereinen.”

Ein besonderes Lob hatte Bodewig für die neue Balearen-Vertretung in Berlin übrig. „Sie ist nicht nur ein wichtiges Symbol, sondern auch Ansprechpartner für die Wirtschaft.”

Für Urlaub blieb dem Noch-47-Jährigen (Geburtstag 26. April) diesmal keine Zeit. Allerdings konnte er sich noch gut an seinen letzten – und bisher auch einzigen – Aufenthalt vor zwei Jahren mit Familie noch gut erinnern. „Ich war von der Landschaft beeindruckt”, sagt er heute, und gibt zu, dass auch er klischeebelastet die Reise angetreten hatte. Eine Wiederholung sei geplant.

Entspannter konnte sich da schon Martin Dörmann geben. Das Bundestagsmitglied aus Köln weilte gerade zum achten Mal auf der Insel und mochte sich den Auftritt seines Parteikollegen Bodewig nicht entgehen lassen.