Am vergangenen Sonntag hat der Kampf um die Balearen begonnen.
Jaume Matas (PP) hat den Ring bestiegen. Lange genug hat's
gedauert, bis der spanische Regierungschef Aznar den Umweltminister
aus Mallorca freigab. Jeder, der sich für die Politik und damit die
Geschicke dieser Region interessiert, wird bis zu den Wahlen am 25.
Mai spannende Wochen erleben. Jetzt ist alles wieder offen.
Das ist, unabhängig von der persönlichen Couleur, zunächst
einmal eine gute Nachricht. Endlich hat die Opposition wieder ein
Gesicht. So unbeschwert wie bisher werden die Parteien des
regierenden Fortschrittspaktes nicht mehr wahlkämpfen können.
Allerdings dürfen wir uns auch nicht täuschen lassen. Jaume
Matas hat, obgleich nicht offizieller Kandidat, als Umweltminister
in Madrid permanent Wahlkampf auf den Balearen betrieben. Nehmen
wir nur den Kampf um Raixa, jenes Landgut, das nur mit Hilfe der
Gelder aus dem spanischen Umweltministerium vor Jil Sander
„gerettet” und den Mallorquinern „geschenkt” werden konnte. Nicht
die einzige mildtätige Gabe des Ministers für sein Wahlvolk in der
Heimat.
Matas hat, trotz seines Spätstarts, den Boden gut bereitet. Der
Strahlemann von einst ist er dennoch nicht mehr. Das mangelhafte
Handling der „Prestige”-Katastrophe wird nicht zuletzt ihm
angelastet, und der Fall Formentera um angeblichen Wahlbetrug beim
Urnengang 1999 ist noch immer nicht zu den Akten gelegt. Das sind
Hypotheken, die jeden Gegner jauchzen lassen.
Eben jene Gegner haben sich allerdings auch nicht mit Ruhm
bekleckert. Die streckenweise dilettantische Regierungsarbeit des
„Pacte” wurde an dieser Stelle oft genug kritisiert. Er muss sich
vor allem ankreiden lassen, die Krise im wichtigsten
Wirtschaftszweig, dem Tourismus, mitverschuldet zu haben. Und den
notwendigen Landschaftsschutz auf eine Weise betrieben zu haben,
die vor allem eines schuf: Rechtsunsicherheit.
Ein Duell der Giganten steht also nicht an, aber deshalb muss
der Kampf nicht weniger spannend sein. Zumal die Unterschiede in
den Programmen gravierend sind: pro und kontra Ökoabgabe für
Urlauber, pro und kontra Katalanisierung, pro und kontra
Autobahnbau, pro und kontra Baustopps etc., etc. Über eines können
sich die Bürger der Balearen wirklich freuen: Sie haben die
Wahl.
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