Hubert Burda (r.) und Wolfgang Reitzle.

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Bogner, Bruse, Burda, Huehn, Hunold, Kuhnt, Mehdorn, Meinhardt, Müller, Pichler, Reischl, Reitzle, Seeger, Strenger, Ströer, Urban: Die Liste klingt wie ein Auszug aus dem Who's who der deutschen Wirtschaft. Alle diese Wirtschaftsführer, dazu noch die Tennisgrößen Carl-Uwe Steeb und Stefan Schaffelhuber, gaben Mallorcas Nordosten am letzten Wochenende die Ehre – des Golfspiels wegen.

Zum zweitägigen Turnier eingeladen hatten die Eigentümer von Golf Canyamel und Pula Golf sowie die Hoteliers Pepe Luna und Ignacio Esteve, die dort Vier-Sterne-Häuser betreiben. Die deutschen Gäste – die meisten wurden von ihren Ehefrauen begleitet – logierten in Lunas „Esperanza Mar” in Cala Millor, das eigens für sie für ein Wochenende aus dem Winterschlaf geweckt wurde. Absagen mussten die Vorstandschefs Jürgen Weber (Lufthansa) und Josef Ackermann (Deutsche Bank).

Canyamel gehört dem deutschen Drogerie-König Erwin Müller (der selbst kein Golf spielt), Pula dem Mallorquiner Romeo Sala. Die Turnier-Idee stammt von Müllers Freund und Golfdirektor Gabriel Alcina, der über beste Kontakte zu einigen der Wirtschaftsbosse verfügt. Die Organisation hatten der Immobilienunternehmer Jürgen Wolf und Ex-LTU-Chef und Eventveranstalter Knut Wehner. Eingeladen waren auch der Chef der spanischen Fluggesellschaft Air Europa, José Hidalgo, und Hotelverbandspräsident Pedro Cañellas.

Am ersten Tag wurde in Canyamel gespielt, am zweiten in Pula. Die Siegerehrung mit Festmahl für weitere geladene Gäste fand am Samstagabend im „Esperanza Mar” statt, es gab Mandelcremesuppe, mit Fisch und Gambas gefüllte Auberginen, Rinderfilet mit mallorquinischer Sauce und ein Eisdessert.

Doch vor dem Essen kam der Sport. Die Brutto-Wertung gewann an beiden Tagen der frühere BMW-Vorstand und Ex-Jaguar-Chef Wolfgang Reitzle, der inzwischen im Vorstand der Linde AG sitzt und demnächst Vorstandsvorsitzender wird. Dass Reitzle so erfolgreich war, ist kein Wunder: Er hat Handicap 8'0 und gilt beim Golf als äußerst ehrgeizig.

Über den Erfolg freute sich auch seine Frau Nina Ruge. Die ZDF-Moderatorin war ihm zum Galadiner nachgereist, nachdem sie zuvor die erste Samstagssendung von „Leute heute” aufgezeichnet hatte.

Hans Meinhardt (Handicap 18'8), der 21 Jahre Linde-Vorstandschef war und nun dem Aufsichtsrat vorsitzt, freute sich auch, aber mehr diebisch, wenn er auf die Kühlschrank-Produktion des Unternehmens angesprochen wurde: Denn Linde stellt seit vielen Jahren keine Kühlschränke mehr her. Wussten Sie das? Viele von uns sind mit Linde-Kühlschränken aufgewachsen.

Ebenfalls einer der großen alten Männer der deutschen Wirtschaft ist Hermann Josef Strenger. Der inzwischen 73-Jährige war von 1984 bis 2002 erst Vorstands- und dann Aufsichtsratsvorsitzender der Bayer AG; heute ist er Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats. Strenger (Handicap 14'0) zeigte sich trotz seines Alters als außerordentlich fit: „Golf hält jung”, lachte er. An beiden Tagen lehnte er ein Buggy ab und marschierte zu Fuß über die bisweilen hügeligen Plätze.

Die Vierball-Bestball-Wertung des ersten Tages gewann Air-Berlin-Gesellschafter Werner Huehn (Handicap 28'0), der den größten Teil des Jahres auf Mallorca lebt, zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Düsseldorfer AIA-Versicherung Werner Seeger (Handicap 21'8) und Reiseunternehmer Peter Rode (Handicap 21'2) aus dem schwäbischen Beilstein. Rode mahnte Mallorca zur Imageverbesserung: „In diesem Winter haben wir mehr Golf-Buchungen für Südafrika als für Mallorca. Die Insel ist einfach zu teuer geworden.”

Mit Huehn nicht ganz mithalten konnte der geschäftsführende Gesellschafter der Fluggesellschaft, Joachim Hunold (Handicap 16'0), der am zweiten Tag mit Ex-Daviscup-Kapitän Carl-Uwe Steeb (Handicap 14'0) zusammen spielte, aber keinen der allerersten Plätze belegte. Hunold und Steeb hatten erst kürzlich für eine MM-Reportage miteinander gegolft, dabei waren auch Hockey-Legende Stefan Blöcher sowie Ex-Golfprofi und Premiere-Golfkommentator Carlo Knauss.

Wie Air Berlin war auch die große Rewe-Gruppe mit ihren obersten Repräsentanten vertreten: dem Vorstandsvorsitzenden Hans Reischl (Handicap 17'5) und dem für Finanzen und Touristik zuständigen Vorstand Gert Bruse (Handicap 17'4). Ihre Handicaps hält Bruse nicht mehr für verbesserbar: dafür fehle einfach die Zeit. Reischls Frau Monika gewann übrigens die Wertung „Nearest to the pin” mit 95 cm.

Wirtschaftliche Schwergewichte der Sonderklasse sind auch Dietmar Kuhnt als Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns RWE und Wolfgang Urban, der den Handelsriesen Karstadt leitet. RWE liegt beim Umsatz ganz weit vorne (siehe Kasten), sein Chef aber beim Handicap zurück: Urban hat 23'3, Kuhnt 32'0. Urban, sportlich, schlug sich an beiden Tagen vor dem Turnier je eine Stunde ein.

Wie die meisten der Wirtschaftskapitäne kennt auch Harmut Mehdorn Mallorca von etlichen früheren Besuchen. Der Chef der Deutschen Bahn (Handicap 31'7) hatte zweieinhalb Jahre ein Segelboot in Port d'Andratx liegen; sehr vertraut sind ihm die schönsten Buchten der Insel und die besten Restaurants in den Hafenorten. Mallorca ist für ihn „ein Platz zum Leben”.

Mehdorns Partner am ersten Tag war Heinz W. Ströer (Handicap 20'3), der anschließend nach Deutschland zurückreisen musste. Der Kölner, der ein Haus in Son Vida besitzt, führt die Ströer Out of Home Media, das größte private Außenwerbungsunternehmen in Deutschland mit Niederlassungen in mehreren europäischen Ländern. In Europa ist es die Nummer sechs.

Besonders gern nach Mallorca kommt auch Willy Bogner (Handicap 6'0), fünf- bis sechsmal im Jahr. Der Sportmodeschöpfer und Filmproduzent hatte im Dezember auf spektakuläre Weise das renovierte Brandenburger Tor in Berlin enthüllt. Bogner spielte gern mit Stefan Schaffelhuber (ebenfalls Handicap 6'0) zusammen, der die anderen mit Tennisanekdoten erfreute.

Ebenfalls aus München angereist war Hubert Burda (Handicap 19'0). Der Großverleger (siehe Interview auf Seite 22) konnte allerdings wegen anderer Verpflichtungen nur am zweiten Tag mitspielen.

Einer war auch gekommen, der Golf bis dahin nur aus Erzählungen oder dem Fernsehen kannte: Stefan Pichler, der Vorstandsvorsitzende der Thomas Cook AG. Der sportliche Touristiker (u.a. lief er Marathon, S.58) nahm sich einen Lehrer, der ihm, Hut ab, nach den beiden Trainingstagen Platzreife bescheinigte.

Der Autor dieser Zeilen war auch dabei. Dem Wunsch, vorher nicht über die Veranstaltung zu berichten, war er gern nachgekommen: Die Herren wollten und sollten, nicht von Journalisten belagert, mal unter sich sein.

Und er freute sich über ein Riesen-Kompliment von Hubert Burda: MM sei eine „hervorragende Zeitung”.