Zu teuer. Zu laut. Zu unfreundlich. Zu deutsch. Zu
mallorquinisch. Zu dreckig. Zu heiß oder zu kalt. Wenn derzeit
einer eine Wehklage darüber anstimmt, wie unmöglich die
Urlaubsinsel ist, findet sich meist schnell einer, der in den Chor
der Entrüstungen einstimmt. Auch in dieser Woche schrieben uns
wieder Leser, dass sie im nächsten Jahr nicht mehr kommen wollen,
weil Restaurants und Freizeitaktivitäten zu teuer geworden seien.
Diesen Urlaubern kann man nur raten, mal im eigenen Land auf Reisen
zu gehen. Das würde sicher helfen, manches zu relativieren.
Bei meiner jüngsten Tour durch Süddeutschland kam mir zumindest
etliches ziemlich ,,spanisch" vor. So bezahlte ich zum Beispiel in
einem Hotel in München für zwei Tees und ein - zugegeben
hervorragendes - Stückchen Kuchen 13 Euro. Selbst schuld, sagte ich
mir: Man hätte vielleicht vorher auf die Karte schauen sollen.
Das letzte Hotelzimmer, das ich in Bregenz ergattern konnte, war
eine triste Absteige mit dem morbiden Charme einer Jugendherberge
aus den 50er Jahren. Kostenpunkt: 75 Euro. Man muss verstehen, dass
auch die Menschen am Bodensee ein Saisongeschäft betreiben und am
Ende etwas für ihren Mallorca-Urlaub übrig bleiben muss, dachte
ich.
Schwierig wurde es mit den Selbstbesänftigungen erst in
Freiburg. Im Hauptbahnhof kam ein dringendes Bedürfnis auf. Der
Gang zur Toilette glich der Führung durch einen
Hochsicherheitstrakt. Mit Schranken und von Wächtern begleitet ging
es in die Kabine. Dieser Pipifax machte 1'10 Euro.
Die Nase rümpfte ich auch über die fehlende Sauberkeit in vielen
Cafés und Restaurants. NIcht nur dort, wo's wegen viel Betrieb ein
wenig hektischer zuging, saßen wir an Tischen, an denen allerlei
klebte, was die Bedienung gekonnt mit einem schmierigen Lappen
großzügig verteilte. dort, wo Tischdecken aufgelegt waren, sah man
mitunter, was der Vorgänger (nicht) gegessen hatte. Für die
Ökosteuer, die in einem Dorf im Schwarzwald ohne mit der Wimper zu
zucken verlangt wurde, hatten wir Verständnis: Wenn's denn dem
guten Zweck dient! Schon eher ging uns nach drei Tagen Regen das
Wetter etwas auf die Nerven: Wir hattenuns auf Sommer eingestellt
und die dicken Jacken zu Hause gelassen. Alles in allem war unser
Urlaub in Deutschland trotzdem eine tolle Sache. Wir kommen mal
wieder!
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