Die Briten kommen!”. So titelt MM-Schwesterzeitung „Majorca
Daily Bulletin” zum Ferienbeginn in dem Königreich. Der unerwartete
Boom der Untertanen ihrer Majestät kommt wie ein warmer Regen für
die gebeutelte Tourismusbranche der Balearen. Die Belegung in den
Hotels ist für den Monat Juli zwar um zwölf Punkte unter der des
Vorjahres, doch in der zweiten Monatshälfte habe es eine „Erholung”
gegeben, wie der mallorquinische Hotelverband FEHM erklärte.
Sind die Zeiten nun schlecht? Darüber haben sich
Regionalregierung und Unternehmer in den vergangenen Tagen bereits
trefflich gestritten. Anlass waren Zahlen des spanischen
Statistischen Amtes (INE) zur Hotelauslastung im Juni. Danach war
die Belegungsrate auf den Balearen mit fast 75 Prozent höher als in
sämtlichen anderen spanischen Regionen. Daraufhin erklärte der
Sprecher der Balearenregierung, Antoni García, dass man nicht von
einer Krise sprechen könne, auch wenn die Zahlen zurückgegangen
seien.
Damit reagierte er auf Äußerungen von Miquel Vicens, Präsident
des mallorquinischen Fremdenverkehrsamtes Fomento de Turismo, und
von Ignasi Esteve, Vizepräsident des Hotelverbandes. Die hatten die
INE-Zahlen als Beleg für die Krise herangezogen. Es reiche nicht
aus, nur die Ergebnisse eines Monats zu betrachten. Analysiere man
das erste Halbjahr, zeige sich ein deutliches und Besorgnis
erregendes Minus der touristischen Ausgaben auf der Insel. Esteve
bezifferte den Rückgang auf 30 bis 35 Prozent. Die Besucherzahlen
seien um 20 Prozent gesunken, vor allem aus Deutschland.
Esteve verwies außerdem auf die Tatsache, dass seit Mai
Sonderangebote den Markt überschwemmten. Die Preisabschläge
beliefen sich auf zwischen 15 und 20 Prozent. Nur deswegen seien
die Besucherzahlen nicht noch weiter zurückgegangen. Dass durch die
Rabatte ein weniger zahlungskräftiges Publikum angelockt wurde,
erkläre auch den überproportionalen Rückgang der Ausgaben.
Krise hin, keine Krise her: Die Rückgänge sind beträchtlich, die
Einnahmeverluste vor allem für die Hoteliers schmerzhaft, die für
neu gebaute oder renovierte Hotels noch Kredite abzahlen müssen.
Vielen bleibt angesichts sinkender Besucherzahlen und leerer Kassen
nichts anderes übrig, als Personal zu entlassen oder im Falle von
Zeitarbeitskräften gar nicht erst einzustellen. José María González
Ortea (PP), Oppositionssprecher im Regionalparlament, befürchtet
deswegen, dass es nach dem Ende der Saison im November Arbeitslose
geben wird, die nicht genug Geld haben werden, um sich und ihre
Familien zu ernähren.
Die mallorquinische Handelskammer will deswegen von der
Regionalregierung fordern, die Ökosteuer für Touristen
vorübergehend auszusetzen. Das Gesetz sieht eine entsprechende
Möglichkeit vor. Die Kammer begründet das mit der schlechten
wirtschaftlichen Lage in Deutschland, dem wichtigsten Quellmarkt
für Mallorca.
Die Ecotasa „sei nicht so negativ”, findet allerdings Miquel
Angel Flaquer, im Inselrat für Wirtschaft zuständig. Seine Unió
Mallorquina unterstützt die Balearenregierung. Immerhin gibt er zu,
dass „die Saison nicht gut läuft”, nimmt aber das Govern von der
Schuld daran aus. Er kritisierte Panikmache, gab aber zu, dass im
Bereich Werbung und PR dringender Handlungsbedarf besteht. Und die
„Fähigkeit, Besucher willkommen zu heißen” müsse wiedererlangt
werden.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.