Für die nächsten 31 Tage wird die WM in allen
Gesellschaftsschichten das zentrale Thema sein. Ob am Arbeitsplatz,
in der Kneipe oder an den Stränden von Mallorca wird König Fußball
die selbsternannten Experten in seinen Bann ziehen. Trotz der
ungewohnten Anstoßzeiten, wird auch diese WM in Japan und Südkorea
ein mediales Großereignis sein.
Zum ersten Mal wird eine WM in Kooperation zweier
unterschiedlicher Länder durchgeführt. Zwei Sprachen, zwei
Schriften und Entfernungen von mehr als sechs Flugstunden zwischen
den einzelnen Spielorten, stellen höchste Anforderungen an die
Organisatoren und Akteure.
Es ist auch ein Novum, dass nicht alle Spiele im sogenannten
Free-TV zu sehen sind. Alle Szenen gibt es nur im Pay-TV. Darum
habe ich versucht mich mit dem spanischen Bezahlfernsehen „Via
Digital” einzudecken. Dies war mehr als kompliziert und leider
konnte man mir keine Sicherheit geben, wirklich vom ersten Tag an
alle Spiele hier in Spanien per Pay-TV live empfangen zu können.
Diese Entwicklung ist bedauerlich und es bleibt abzuwarten, wie die
Kunden reagieren.
Die hierzulande frühen Anstoßzeiten werden sicher nicht den
angestrebten Durchbruch des Pay-TV bewirken. Aber erst nach der WM
kann ein Fazit gezogen werden, ob der eingeschlagene Weg der
Richtige ist. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin für
eine optimale Vermarktung der WM, aber diese muss sich immer am
Kunden, am Endverbraucher orientieren.
Wenden wir uns den traditionellen Themen der Fußballbegeisterten
zu. Hier geht es zuerst um die Frage: Wer wird Weltmeister?
Argentinien und Frankreich werden zu Recht als die heißesten
Favoriten auf den Titel gehandelt. Frankreich verfügt über ein
eingespieltes Team, welches sich nur durch Nachlässigkeiten selbst
ein Bein stellen kann. Argentinien empfiehlt sich mit einer
makellosen Qualifikationsbilanz und scheint hochmotiviert die Krone
des Weltfußballs anzustreben.
Neben diesen Favoriten rechnen sich die Spanier gute Chancen
aus. Wenn es Trainer Camacho gelingt aus den vielen Individualisten
eine homogene Mannschaft zu formen, sollten die Spanier zu dem
erweiterten Kreis der Titelaspiranten zählen. Dies gilt auch für
die Brasilianer, die aufgrund der Qualität ihrer Weltklassespieler
bei der Titelvergabe mitsprechen müssten. Ob Italien, England,
Kamerun oder eine „Überraschungself” ganz vorne mit dabei sein
wird, hängt davon ab, wie es diesen Mannschaften gelingt, nach den
kräftezehrenden Vorrundenspielen von Kampf auf technisch-taktische
Komponenten umzuschalten.
Für Deutschland werden die Gruppenspiele diesmal
richtungsweisenden Charakter haben. In diesen Partien muss sich die
Mannschaft finden, beweisen und Selbstvertrauen aufbauen. In den
K.O.-Spielen kann sich die deutsche Elf steigern und sollte das
Viertelfinale erreichen. Alles weitere wäre eine Sensation. Doch
gerade dies macht die Faszination des runden Leders aus. Lassen wir
uns in den nächsten Wochen von spannenden, unterhaltsamen und vor
allem friedlichen Spielen faszinieren.
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