Fußball ist unser Leben, König Geld regiert die Welt. In Spanien
und Deutschland gucken Fußballfans ist die Röhre, wenn an diesem
Freitag die WM in Japan und Südkorea beginnt. Denn in beiden
Ländern werden nur wenige Spiele der Vorrunde im frei empfangbaren
Fernsehen gesendet, die meisten Begegnungen nur im
kostenpflichtigen Pay-TV übertragen. Immerhin: Wer hierzulande über
terrestische Antenne und Sat-Schüssel verfügt, hat ein bisschen
mehr Auswahl.
Hierzulande hat Via Digital die Exklusivrechte für das
sportliche Großereignis. Um alle Tore der WM live zu sehen, müssen
Neukunden tief in die Tasche greifen. Das Paket Via Mundial, dass
auf drei Kanälen sendet, kostet für Neukunden satte 180 Euro. „Das
ist so teuer, weil wir uns im klaren sind, dass die Kunden nach der
WM das Abo wieder abbestellen”, so ein Unternehmenssprecher
gegenüber MM. Wer bereits Kunde bei Via Digital ist, bekommt
das WM-Spezial immerhin für 30 Euro. Wem das nicht zu teuer ist,
kann nach Anmeldung im Schnitt nach drei bis vier Tagen damit
rechnen, die Ausrüstung installiert zu bekommen.
Wer so viel Geld nicht ausgeben will, muss sich mit dem
begnügen, was Antena 3 kostenlos über den Äther schickt. Das sind,
wie vom Rundfunkgesetz vorgeschrieben, alle Ereignisse im
„öffentlichen Interesse”, wozu sämtliche Spiele der
Nationalmannschaft, Eröffnungsspiel, Halbfinals und das Endspiel
gehören. Die gibt es denn kostenlos zu sehen, außerdem je eine
Begegnung der Achtel– und Viertelfinals (siehe Kasten).
Da die meisten Deutschen im Besitz einer Satellitenschüssel
sind, die auf einen der Astra-Erdtrabanten ausgerichtet ist, kommen
sie auch in den Genuss, Rudi Völlers Mannen kostenlos in Aktion zu
erleben. Auf ARD und ZDF sitzt man ansonsten zwar nicht in der
ersten Reihe, aber immerhin nicht ganz im Dunkeln. Jeden Tag, an
dem das deutsche Team nicht im Einsatz ist, übertragen die
Öffentlich-Rechtlichen ein anderes Spiel.
Nach der Vorrunde wird von den deutschen Sendern jeden Tag eine
Spitzenbegegnung der KO-Runden gesendet, wie in Spanien gibt es
erst Halbfinals und Endspiel komplett. Da wegen der
Zeitverschiebung die Partien alle tagsüber laufen, der Weg in die
Fußball-Kneipe sich also nicht unbedingt anbietet, dürfte das gute,
alte Radio zu neuen Ehren gelangen. In Deutschland übertragen die
Öffentlich-Rechtlichen alle Spiele der Deutschen, auch die anderen
Partien werden zumindest zeitweise live kommentiert. Wer des
Spanischen mächtig ist, kann sich bei den vielen Fußball-Sendern
einschalten, die stundenlang aus Fernost übertragen werden.
Die Erwartungen sowohl der deutschen als auch der spanischen
Fans sind vor der WM ohnehin gedämpft. Völlers Truppe werden
maximal Chancen fürs Viertelfinale eingeräumt. Das spanische Team
gilt zwar als hochkarätig besetzt, doch erfahrungsgemäß reicht das
bei dem Gipfeltreffen der Nationalmannschaften nicht. In der Regel
ist spätestens im Viertelfinale Schluss, doch sowohl Coach José
Antonio Camacho als auch sein Superstar Raúl wollen diesmal mehr:
„Wir können ins Finale kommen”, so der Goalgetter aus Madrid
zuversichtlich.
Auf diesem Weg könnten die iberischen Ballkünstler durchaus auf
die deutschen Rasenarbeiter treffen. Denn im Achtelfinale trifft
der Erste der Gruppe B (mit Spanien) und auf den Zweiten der Gruppe
E (mit Deutschland) und umgekehrt.
Wird einer von beiden Gruppenerster, der andere nur Zweiter,
käme es also bereits in der Runde der letzten 16 zu einem
Aufeinandertreffen. Werden beide ihrer Favoritenrolle gerecht und
schließen die Vorrunde als Gruppenerster ab, gewinnen außerdem ihre
Achtelfinals, hieße es im Viertelfinale Deutschland gegen
Spanien.
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