Das spanische Schulsystem unterscheidet sich deutlich vom
deutschen. Eine Differenzierung nach Hauptschule, Realschule,
Gymnasium gibt es nicht. Schulpflicht besteht für alle sechs bis
16-Jährigen. Wer nach der obligatorischen Oberschule (Educació
secundària obligatorio/ESO) die Klassen 11. und 12. absolviert,
erreicht mit dem Batxillerat das Abitur. Die Oberstufe ist in
Wahlbereiche wie Naturwissenschaften oder Kunst gegliedert. Derzeit
besuchen auf Mallorca 1115 Deutsche, 43 Schweizer und 31
Österreicher das spanische Schulsystem.
Wer seine Kinder auf einer spanischen Schule einschreiben will,
hat den Stress bereits, wenn die Zöglinge erst knapp drei Lenze
zählen und in den Kindergarten sollen. Denn viele Schulen mit gutem
Ruf bieten eine eigene Vorschule für die Drei– bis Sechsjährigen
an. Wessen Kind dort einmal angenommen worden ist, dem ist die
spätere Übernahme in die Schule so gut wie sicher. Aus diesem
Grunde sind bereits die Kindergartenplätze an den angesehenen
Schulen rar.
Das Problem wird sich in Folge der höheren Geburtenrate Ende der
90er Jahre verschärfen. So musste etwa ein Vater, der seinen
eineinhalb Jahre alten Sohn im Kindergarten der Privatschule Son
Cayetano in Palma anmelden wollte, erfahren, dass bereits alle
vorhandenen Plätze der kommenden zwei Jahre besetzt seien.
„Eigentlich hätten wir unser Kind anmelden müssen, als es ein
halbes Jahr alt war”, so der Vater.
Anders als bei den Privatschulen, meist in kirchlicher
Trägerschaft, werden die Plätze an den staatlichen und
halbstaatlichen Schulen (públic und concertat, letztere sind
Privatschulen, die staatliche Hilfen erhalten, dafür mehr Schüler
aufnehmen) von einer Koordinierungsstelle im balearischen
Erziehungsministerium, der Generaldirektion für Planung und
Schulzentren, vergeben.
Ziel ist es, eine gleichmäßige Auslastung der verschiedenen
Einrichtungen auf den Inseln zu erreichen. Denn bis vor einigen
Jahren waren die renommierten Schulen überlastet, Einrichtungen mit
einem weniger guten Ruf waren nahezu leer. Im Jahre 2000 führte die
Balearen-Regierung einen neuen Verteilerschlüssel ein. Für
Wohnortnähe, ältere Geschwister oder niedriges Einkommen etwa gibt
es Punkte, die bei der Anmeldung zur gewünschten Schule ins Gewicht
fallen.
Die Generaldirektion legt jedes Jahr die obligatorischen
Anmeldefristen fest, die auf Mallorca für alle Kindergärten,
Grundschulen und Oberschulen einheitlich sind. In diesem Jahr endet
die Anmeldungsfrist am 3. Mai. Vier Wochen später, am 6. Juni, gibt
eine definitive Liste darüber Auskunft, welches Kind auf welche
Schule kommt. Überhänge wurden auf noch freie Plätze verteilt. Für
nicht wenige Eltern ist das Ergebnis ein Schock. Meist versuchen
sie, den Schulwechsel im Jahr darauf zu schaffen.
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