Jeder denkt an Gottschalk. Keiner denkt an Kästner. Dabei haben
beide eines gemeinsam: sie lieben Gummibärchen. Der eine kassiert
für seine Leidenschaft mächtig ab, der andere vertilgte Unmengen
davon, wenn er seine Geschichten schrieb. Ohne die bunten Bären
gäbe es weder „Pünktchen und Anton” noch die „Drei Männer im
Schnee”.
Auch Albert Einstein oder Heinz Rühmann hatten, so sagt man,
immer eine Bären-Tüte griffbereit. Und unser Kaiser Wilhelm II.
soll, schon im niederländischen Exil, erklärt haben, die
Gummibärchen aus Bonn seien das Beste, das die Weimarer Republik
hervorgebracht habe. „Haribo macht Kinder froh” erhielt auf diese
Weise einen leichten politischen Touch.
Auch Deutschlands Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth liebte
die Bären und war hoch beglückt, als ihr liebevolle Gastgeber bei
einem Besuch auf Mallorca gleich ein ganzes Kilo in ihrem
Feriendomizil deponierten. Es ist erwiesen, dass die Politikerin
alle Bären binnen weniger Tage verputzte.
In diesen Tagen feiern die bunten Haribo-Bären ihren 80.
Geburtstag. Selbst Ernährungswissenschaftler kennen das genaue
Rezept nicht; die Firma Haribo hütet das Geheimnis. So viel
immerhin geben die Hersteller zu: Zucker und Dextrose machen die
bunten Tiere süß; doch erst durch Gelatine werden die Bären und
Gummibären. Für die Transparenz sorgt Glukosesirup. Die
unterschiedliche Farbe und Geschmack erhalten die Bären durch
Essenzen aus Orange, Zitrone, Johannisbeere und Apfel.
80 Jahre Gummibärchen – das sind 80 Jahre
Kinderträume. Thomas Gottschalk greift heute einfach in die Tüte.
Ich konnte die Bären noch lose, direkt aus dem Glas kaufen. Ich
wusste immer, was mit einem Groschen anzufangen war. Und Gott sei
Dank habe ich eine Freundin aus jenen Tagen, die immer eine Tüte
mitbringt, wenn sie mich besucht. Vermutlich hat sich unsere
Freundschaft über so lange Zeit gehalten, weil wir uns rein
bärenmäßig hervorragend ergänzen. Sie isst am liebsten die grünen
Bären. Und die mag ich nicht.
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