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Politiker und Verwaltungen zeigen, gleich ob in Deutschland oder auf Mallorca, manchmal überraschend gleiche Verhaltensmuster. Mangels ausreichender Sachkenntnis beauftragt man Experten, eine Studie zu erstellen, um Lösungsvorschläge für ein Problem einzuholen. Liegen die Ergebnisse vor, dann greift das Entsetzen um sich: So hat man sich das ganze schließlich nicht vorgestellt. Also erklärt man fortan dem staunenden Beobachter, warum man die Vorgaben der teuer bezahlen Expertise nicht umsetzen kann.

Besonders oft zu beobachten ist das hüben wie drüben beim Thema Verkehr. Da hat die Stadt Palma 180.000 Euro berappt, damit man ihr den Weg aus dem Stau weist. Vorschläge gibt's, Taten lassen auf sich warten. Den Passeig des Borne halbseitig zu sperren, solange nicht auch die Einfahrt aus Richtung Jaume III und Passeig Maritim wie angeregt beschränkt wird, bringt ziemlich wenig. Das hat die jüngste Zählung gezeigt. Lieber wolle man sich damit noch ein wenig Zeit lassen, schließlich seien ja im nächsten Jahr Wahlen, deutet der Mobilitätsbeauftragte der Verwaltung in schon bemerkenswerter Offenheit an.

Vor dem Urnengang will man's sich natürlich nicht mit dem Wähler verderben, der in Palma fast ausnahmslos auch Autofahrer ist. Und der quält sich lieber durch die engste Gasse, statt auch nur eine kurze Strecke zu Fuß zu laufen. Wenigstens den Weg durch die engen Altstadtgassen auf den Verkehr von Anliegern und Händlern zu beschränken, ist daher ein richtiger Schritt.

Denn die Ladenbesitzer werden merken, das zeigen viele Beispiele aus anderen Städten, dass schon bald ihre Umsätze nicht fallen, sondern steigen. Und eine Altstadt wie die von Palma gewinnt durch die Autofreiheit in besonderem Maße an Reiz.

Im übrigen lässt die Verkehrspolitik weiter zu wünschen übrig. Wenn der Wille zur Reduzierung der Verkehrsbelastung in Palma mehr als nur ein Lippenbekenntnis sein soll, dann muss öffentlicher Nahverkehr ausgebaut und noch stärker mit Vorrang bedacht werden. Und Radfahrer müssen die Möglichkeit haben, sich im Straßenverkehr zu bewegen, ohne ständig um ihr Leben fürchten zu müssen. Das ist ohne Millionenaufwand zu machen. Niemand kann schließlich ernsthaft erwarten, dass hartgesottene Autofahrer ihre geliebte Karosse stehen lassen, wenn man ihnen keine vernünftige Alternative bietet.