Die Balearen-Regierung hat die Ausführungsbestimmungen zur
Ökosteuer vorgelegt. Nach dem Reglement gibt es für die Hoteliers
auf den Balearen, die von ihren Gästen je nach Kategorie zwischen
0'25 und zwei Euro pro Person und Nacht kassieren müssen, zwei
Möglichkeiten.
Zum einen kann das Hotel die Abgabe nach der „direkten
Schätzung” abführen. Dabei wird jede Übernachtung gezählt, für die
dann gezahlt werden muss. Die Abrechnung erfolgt vierteljährlich,
die erste zwischen dem 1. und 20 September. Bei der „objektiven
Schätzung” wird die Zahlung des Hotels in Modulen je nach
Kategorie, Anzahl der Betten und Saisonabhängigkeit festgelegt.
Dabei schwebt Finanzminister Joan Mesquida (PSOE) vor, den
Hoteliers Rabatte einzuräumen, so dass sie einen Teil der von den
Gästen kassierten Taxe als Anreiz behalten können. Darüber will die
Regierung mit den Hotelbesitzern noch verhandeln. Die Zahlung ans
Finanzamt erfolgt jährlich. Zur Kontrolle ist der Hotelier
verpflichtet, drei Registrierungsbücher zu führen. Inspektionen
obliegen Beamten des Finanzamtes.
Es bleibt dabei, dass die „Steuer für Übernachtungen in
touristischen Beherbergungsbetrieben” von den Urlaubern ab 1. Mai
kassiert werden soll. Ausgenommen sind lediglich Kinder unter zwölf
Jahren und Senioren, die im Rahmen eines Sozialprogramms wie das
spanische Imserso reisen. Zahlen müssen ansonsten alle, auch
Mallorquiner, wenn sie auf der Insel in einem Hotel absteigen.
Beim mallorquinischen Hotelverband FEHM war die Verabschiedung
der Ausführungsbestimmungen der Startschuss für die juristische
Abteilung. Wie mehrmals angekündigt, will die Standesvertretung
allen Mitgliedern rechtliche Unterstützung zukommen lassen, um
gegen die Bestimmungen Klage vor dem balearischen
Verwaltungsgericht einzulegen.
FEHM-Präsident Pere Cañellas will daher auch mit der Regierung
nicht verhandeln. „Ich bin sicher, dass wir vor Gericht obsiegen
werden, wozu und worüber sollten wir also reden?” Nach
wochenlangem, teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen
Hoteliers und Regionalregierung hat es in der vergangenen Woche
jedoch wieder erste Annäherungen gegeben. So hat dem Vernehmen nach
ein Gespräch zwischen Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE) und
Gabriel Escarrer, Vorstandsvorsitzender und Haupteigentümer der
Hotelkette Sol Meliá, stattgefunden, weitere Treffen auf höchster
Ebene sollen folgen.
Möglicherweise sind Politiker und Herbergsväter doch noch zu der
Erkenntnis gekommen, dass es beiden Seiten schadet, wenn sie sich
nicht zusammenraufen. Die Buchungszahlen für die Balearen sind
nämlich weiterhin im Keller. Wie Martin Brackenbury, Präsident der
IFTO (Internationaler Reiseveranstalter Verband) bei einem Besuch
in Palma mitteilte, beläuft sich das Minus in Großbritannien
derzeit auf 28 und in Deutschland auf 40 Prozent.
Tourismusminister Celestí Alomar (PSOE) sieht dennoch keinen
Grund zur Sorge. Seiner Meinung nach wird es in diesem Jahr nur
einen Rückgang von zwei Prozent geben, der durch höhere Ausgaben
der Urlauber ausgeglichen werde.
Dieser optimistischen Einschätzung widersprechen sämtliche von
MM konsultierten Reiseveranstalter in Deutschland. Die
Buchungsflaute führt nämlich dazu, dass viele Hotels erst im Mai
öffnen werden; obwohl über Ostern die Auslastung akzeptabel wäre,
würden die Häuser im April leer bleiben. Jetzt geht es darum, mit
guten Angeboten und Werbung die Urlauber nach Mallorca zu
locken.
In Sachen PR hat FEHM jetzt beschlossen, ohne das balearische
Fremdenverkehrsamt Ibatur eine Werbekampagne durchzuführen; wegen
der kritischen Lage soll diese noch vor der Tourismusmesse ITB im
März verabschiedet werden. Dabei soll insgesamt der deutsche Markt
belegt werden.
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