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Sie sind dunkelgrün, sehen aus wie ein riesiger, amerikanischer Football und haben kuriose Namen wie „Krötenhaut” oder „Hässlicher Franzose”. Doch gerade die Melonen-Sorte „Feo Francés” brachte dem Mallorquiner Pedro Morlà Riera Glück. Der Landwirt aus Vilafranca de Bonany heimste beim diesjährigen Melonen-Fest seiner Heimatstadt – der „Fira del Meló” – den ersten Preis ein. Seine größte Melone brachte fast 15 Kilo auf die Waage. Auch die Plätze zwei bis vier belegten am vergangenen Sonntag die „Früchtchen” von Pedro Morlà und Sohn Miquel. „Klar, bin ich stolz drauf. Seit Jahren habe ich versucht, den ersten Platz zu schaffen. Nie hat es geklappt. Manchmal reichte es für Platz zwei. Und nun haben wir gleich alle vier Plätze belegt.” Nach einem schweren Unfall mit seinem Lastwagen hängte Pedro Morlà den Job als Transporteur an den Nagel und widmete sich der traditionellen Feldarbeit. Seit nunmehr 13 Jahren baut der 57-Jährige Honig– und Wassermelonen, Kürbisse und Auberginen sowie Getreide an.

Das Frischgemüse wird im familieneigenen Geschäft in Vilafranca an der Carretera Palma-Manacor verkauft. Wer durch den Ort fährt, kann den Laden kaum übersehen. Auf dem Bürgersteig türmen sich Steigen mit buntem Obst und Gemüse, vom Vordach hängen Tomaten– und Knoblauchzöpfe sowie Paprikagirlanden herab. Seit 33 Jahren führt dort die Ehefrau Pedro Morlàs das Regiment. Vor allem abends nach Feierabend legen Autofahrer für ein paar Momente einen Stopp ein, um sich mit frischgeernteten Feldfrüchten einzudecken.

Außer dem Geschäft von Pedro Morlà gibt es allein an der Hauptstraße zwei, drei weitere Lebensmittelhandlungen, die ähnlich gestaltet und in den Abendstunden hell erleuchtet sind. Reisende, die um diese Zeit Vilafranca passieren, ahnen sofort: Der auf den ersten Blick wenig spektakuläre Ort ist eine Hochburg des mallorquinischen Gemüseanbaus.

Völlig unbedarft ist der „Melonen-König” Ende der 80er Jahre nicht auf die Feldflur geraten. Schon Pedro Morlàs Vater war in Vilafranca als Melonen-Händler aktiv. Damals lernte der Sohn, an welchen Merkmalen man die Reife und Güte der Früchte erkennen kann. Auf dem Lastwagen wurde die Ware zum Großhandel nach Palma geschafft. Als Pedro Morlà schließlich selbst auf die Scholle zurückkehrte, erntete die Familie im Jahr um die 40 Tonnen Melonen. In den vergangenen Jahren baute Pedro Morlà jedoch immer weniger der kugel– oder eiförmigen Früchte an. „Meine Söhne arbeiten mittlerweile als Handwerker und stehen zur Erntezeit im Sommer nicht mehr so zur Verfügung wie früher.” Aus diesem Grund liege der Ertrag jetzt in der Regel nur noch etwa zwölf Tonnen im Jahr.

Die Erde um das Dorf ist nach den Worten des Bauern bestens für das Gemüse aus der Gattung der Kürbisgewächse geeignet. Allerdings müsse nach einer Ernte zehn Jahre gewartet werden, bis auf der Parzelle erneut Melonen ausgesät werden können. Vor allem die typisch mallorquinische „Krötenhaut” (Piel de Sapo), eine Schwester der süß schmeckenden Honigmelone „verlangt nach jungfräulicher Erde”, so Pedro Morlà. Allerdings habe er mit der Wahl der diesjährigen Parzellen ein glückliches Händchen bewiesen. So konnten vor allem die „Hässlichen Franzosen” prächtig gedeihen. Hinzu kam, dass dieses Jahr keine Schädlinge aufgetreten seien, so dass der Landwirt nicht ein einziges Mal Gift spritzen musste. Die diesjährige Ernte sei daher gänzlich ökologisch.

Die Preise sind indes trotz der qualitätsvollen Ernte nicht gestiegen. Bei Wassermelonen liegt der Kilopreis um die 70 Pesetas, eine durchnittliche „Kugel” kostet also 400 bis 600 Pesetas (4'70 bis 7'05 Mark). Die süßen Melonen kosteten im Schnitt 100 Pesetas pro Kilo.

Obgleich sich noch heute etwa zwei Dutzend Unentwegte in Vilafranca den Melonen widmen, hat Pedro Morlà wenig Hoffnung, dass der Traditionsanbau langfristig überleben wird. „Wenn ich einmal weg bin, wird sich wohl niemand mehr um meine Felder kümmern.”