Das Tourismus-Geschäft, wie es auf Mallorca betrieben wird, muss
man sich als komplexe Maschinerie vorstellen. Ein gigantisches
Räderwerk, in dem auch kleine Teile tragende Funktionen haben.
Busfahrer beispielsweise. Streiken sie, kommt die vermeintlich
mächtige Maschine zum Stillstand.
Das wissen sie, und das spielen sie aus. Und vergessen dabei,
was sie damit anrichten. Ein Streik fügt nicht nur dem Tourismus
allgemein Schaden zu, er kann ganz konkret Zehn-, ja
Hunderttausenden von Urlaubern die schönsten Wochen des Jahrs
zunichte machen.
Da freuen sich Menschen auf den sauer verdienten Urlaub, und
erfahren dann in Stuttgart oder sonstwo, dass sie nicht abfliegen
können. Viele von ihnen haben Betriebsferien, können entgangene
Urlaubstage nicht nachholen. Geld zurück ist da kein Ersatz.
Andere haben sich in zwei Wochen Urlaub auf Mallorca erholt,
erleben aber einen völlig chaotischen Tag am Flughafen,
Übernachtung auf der Luftmatratze inklusive. Der ganze
Erholungseffekt ist hin, egal, ob der Streik in letzter Minute noch
abgeblasen wird oder nicht.
Wer Tarifverhandlungen, in denen es letztlich nur noch um ein
paar Prozentpunkte Gehalt geht, in einen solchen Arbeitskampf
münden lässt, handelt egoistisch und verantwortungslos. Ein Unding,
dass die ernsthaftesten Bemühungen, den Streik der Busfahrer noch
abzuwenden, am Donnerstag erst wenige Stunden vor dem angesetzten
Termin aufgenommen wurden.
Da haben nicht nur die Tarifparteien versagt. Wenn es um so viel
geht, müssen auch die angeblich so mächtigen Reiseveranstalter und
die Politik Druck machen. Sonst entsteht, wieder einmal, der
Eindruck, dass Mallorca derzeit alles in seinen Kräften stehende
tut, um am eigenen Ast zu sägen. Alleine die Streik-Ankündigungen
reichen, um das in Deutschland derzeit kursierende Mallorca-Bild zu
vervollständigen: Die wollen uns nicht mehr.
Die Balearen-Regierung hat schon genug Probleme damit, die
geplante Ökosteuer für Urlauber oder das abstrakte Ziel vom
„Qualitätstourismus” richtig rüberzubringen. Streik-Drohungen – es
wird nicht die letzte in diesem Jahr gewesen sein – haben bei
dieser Ausgangslage eine verheerende Wirkung. Es wird Zeit, dass
bei Tarifauseinandersetzungen eine andere Kultur einkehrt – sonst
wird der schöne Kuchen, um den gestritten wird, in Zukunft
kleiner.
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