Ein Jahr lang hat er auf de Couch gehockt und sich die Spiele
auf der Mattscheibe angesehen, jetzt sitzt er wieder auf der Bank:
Bernd Krauss ist der neue Trainer des Fußball-Erstligisten Real
Mallorca. Er unterschrieb einen Vertrag für die nächste
Spielzeit.
Die Erleichterung war Krauss deutlich anzumerken, als er sich am
Mittwoch für seine öffentliche Präsentation erstmals die
Club-Krawatte umbinden konnte. Endlich wieder ein Verein, endlich
wieder arbeiten.
Die Verpflichtung wurde für den 44-jährigen Dortmunder zur
Zitterpartie. Bestimmt zehn Namen wurden in den letzten Wochen mit
dem Club in Verbindung gebracht, ehe sich in vergangene Woche die
Suche auf zwei Fußball-Lehrer konzentrierte. Krauss eben und der
Argentinier Carlos Babington, letzterer mit einer Empfehlung von
Ex-Coach Héctor Cúper in der Tasche. Kenner erinnern sich noch das
kurzfristige Engagement des ehemaligen Nationalspielers der 70er
Jahre bei Wattenscheid 09.
Aber letztlich überzeugte der Deutsche mit seinem taktischen
Konzept für die Elf, die als Tabellendritter die Saison abschloss.
„Am Samstag war ich zu Verhandlungen hier”, verriet Krauss nach der
Pressekonferenz im Gespräch mit MM, danach gings zurück ins
heimische Mönchengladbach. Dann war wieder Warten angesagt. „Die
Zusage kam Dienstag abend”, so der 44-Jährige. Am nächsten Morgen
saß er wieder im Flieger Richtung Palma, um am Mittag seinen Dienst
anzutreten. „Ich bin froh, bei einem so guten Verein gelandet zu
sein.”
Es sei immer sein Wunsch gewesen, wieder in der Primera División
zu arbeiten, betont Kraus. „Diese Liga ist stärker als die
deutsche, hier steht der technische Fußball stärker im
Vordergrund.” Nach seinen Jahren in Mönchengladbach arbeitete er
schon von 1997 bis '99 bei Real Sociedad San Sebastián, führte
damals die Elf auf Anhieb auf den dritten Tabellenplatz.
Auch die Sprache ist für den Westfalen, der sich anfangs stets
eines Übersetzers bediente, kein Problem mehr. Die Pause seit
seinem letzten Engagement hat er genutzt, um seine Kenntnisse
weiter zu verbessern. Seit kurzem besitzt er auch eine Wohnung in
St. Jean de Luz, dem Grenzort an der spanisch-französischen
Atlantik-Küste, eine halbe Autostunde von San Sebastián.
Die 67 Tage auf der Bank von Borussia Dortmund in der vorletzten
Saison – eine bittere Erfahrung. „Das hab' ich verdrängt.” Elf
Spiele, neun Niederlagen, kein Sieg. „Ich habe meine Lehren daraus
gezogen. Zu einem solchen Zeitpunkt werde ich keine Mannschaft mehr
übernehmen.”
In Mallorca ist die Situation anders. Ein eingespielter Kader,
„eine prima Mischung zwischen jungen und älteren Spielern”, wie der
neue Mann sagt. Sicher, bis zum wichtigen Qualifikations-Spiel für
die Champions-League am 7./8. August bleibt wenig Zeit. „Die kurze
Vorbereitung ist problematisch. Aber die Spieler brauchen
Urlaub.”
Die Teilnahme an der Meisterliga, sagt Krauss, „ist eine große
Herausforderung für uns alle.” Sein Saisonziel? „Das sag ich nicht.
Da müsste ich ja bescheuert sein.”
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