Besuch ist im Haus. Samt Kind und Kindeskind. Die ganze Familie
ist zum ersten Mal auf Mallorca und entsprechend neugierig. Man hat
sich informiert vor Antritt der Reise, und ist nun entsprechend
unternehmungslustig. „Wann fahren wir nach Marineland”, fragen die
Kinder. „Und wann zum Westernpark?” Sie reden begeistert von
Delphinen und Wasserrutschen, von Papageien und Westernshows.
Außerdem wollen sie dorthin, wo die Piraten miteinander kämpfen.
Das Spektakel, so wissen sie bereits, finde in einem großen Zelt
statt.
Die Großeltern bestehen darauf, einmal den Nostalgie–Zug nach
Sóller zu benutzen, danach mit der Straßenbahn weiter bis zum Hafen
zu fahren und im Anschluss eine Pferdekutsche nach Fornalutx zu
mieten. Das, so werde ich belehrt, sei immerhin das schönste Dorf
der Insel.
Die Mama will unbedingt zum Shopping nach Palma. Keine Stadt
habe schließlich ein so umfassendes Angebot an Mode, Schuhen und
Taschen zu bieten. Natürlich will sie sich bräunen, was das Zeug
hält. Am Strand, auf dem Tretboot, beim Tennis. Immerhin soll die
vermeintlich gesunde Hautfarbe einen ganzen regnerischen Sommer in
deutschen Landen überdauern.
Der Papa möchte einmal den berühmten Ballermann 6 unsicher
machen. Nicht nur so zum Anschauen, nein, mitmachen ist angesagt.
Bis spät in die Nacht. „Wir können uns ja dann ein Taxi nach Hause
nehmen”, beruhigt er mich, „egal, was es kostet.” Und er träumt vom
Ballonfahren, von Jeep–Safaris, sieht sich schon als eine Mischung
aus James Bond und John Wayne.
Ich höre mir alles an und verziehe mein Gesicht. Ich, die ich
hier seit Jahren lebe, ich, die ich die Insel kenne, soll all
diesen Urlaubs–Mist mitmachen, denke ich. Ich bin mir doch längst
zu fein für diese niederen Vergnügungen. Mein Selbstwert steht weit
über dem eines ganz normalen Touristen. Doch ich kann sie nicht
bremsen. So unternehmen sie, was sie unternehmen wollen.
Jeden Abend, wenn sie nach Hause kommen, sehe ich strahlende
Gesichter, höre ich angeregte Gespräche über das, was sie am Tag
erlebt haben. Sie erzählen von Delphinen und Papageien, von den
Bergen um Fornalutx, von der Fröhlichkeit am Ballermann. Und ich
beschließe: Morgen gehe ich mit den Kindern nach Marineland und
Eisessen am Strand und Tretbootfahren und...
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