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Vor vier Jahren endete die mallorquinische Brauerei-Geschichte. Allerdings soll es nur ein vorübergehendes Ende sein, denn bald will der deutsche Gastronom und Groß-Fleischer Horst Abel ein neues Kapitel in der Produktion inseleigenen Gerstensaftes aufschlagen.

Es ist nicht der erste Ausflug des 61-Jährigen ins Biergeschäft. Als 1997 der Betrieb der ehemaligen Pribs-Brauerei, betrieben zunächst von Skandinaviern mit deutschem Braumeister und dann übernommen von der katalanischen Estrella Dorada („Dorada Balear”) auf das Festland verlagert wurde, verhandelte Abel über den Kauf des Grundstücks an der Autobahn Richtung Flughafen. „Aber sie wollten nur unter der Bedingung verkaufen, dass dort kein Bier gebraut wird wohl um Konkurrenz zu verhindern.”

Trotzdem könnte der Hesse, der schon seit drei Jahrzehnten seine Geschäfte auf der Insel betreibt, aus dem Stand bis zu 5000 Hektoliter produzieren. Wenn es denn für seine Hausbrauerei in der Bierstraße eine Genehmigung gäbe.

Die verwehrte die Stadt Palma, weil in der ehemaligen Diskothek „Carousel” (heute Almrausch) durch den Einbau der mächtigen Kessel der Mindestabstand von drei Metern zum Nachbargebäude unterschritten wurde. Reine Schikane, wie Abel glaubt: „Wenn Mallorquiner das machen, wird es toleriert, bei Ausländern geht's nach den Buchstaben des Gesetzes.”

Weil er keine Hoffnung auf grünes Licht aus dem Rathaus hat, sucht der Unternehmer nun nach einem neuen Standort für das „tote Kapital”. Kein Pappenstiel – auf eine Million Mark habe sich seinerzeit die Investition belaufen, sagt er.

An anderer Stelle soll nun nach Saisonende ein Brauhaus mit typischem Essen entstehen. „Möglichst im Einzugsbereich von Palma, aber im Außenbezirk, damit es keinen Ärger mit den Nachbarn gibt”, sagt er. Und verkehrsgünstig gelegen, „damit es zu einem Anlaufpunkt für die Touristen werden kann, die aus den anderen Orten in die Stadt kommen.”

Auch Parkplätze muss es in reichlicher Zahl geben, hat der Unternehmer aus seiner Beteiligung an der Restauration „S'Escorxador” im ehemaligen Schlachthof an der Straße nach Valldemossa gelernt. „Das Konzept hat damals auch deshalb nicht funktioniert, weil es in einem Wohngebiet liegt und die Gäste lange suchen mussten.”

Für eine Produktionsstätte größeren Ausmaßes steht Horst Abel ebenfalls in den Startlöchern. „Ich habe ein Brauerei-Projekt beim zuständigen Ministerium für Landwirtschaft angemeldet”, bestätigt er. Entstehen soll die Anlage im Gewerbegebiet Son Castelló, dort nennt der Unternehmer ein Grundstück sein eigen.

Die Investition wolle er auf jeden Fall mit Beteiligung, eventuell auch Mehrheits-Beteiligung von Mallorquinern, tätigen. Selbst Agrar-Fördergelder aus Brüssel könnten fließen, hofft er. „Der Hauptbestandteil ist schließlich Gerste.” Den Namen „Mallorca-Bier” hat sich Abel bereits schützen lassen.

Die Gründe für eine inseleigene Produktion liegen auf der Hand, glaubt der Brauer in spe. „Erstens ist Bier Getränk Nummer eins, zweitens sind regionale Produkte total in Mode.” Der „Producte Balear”-Herkunftsbezeichung beizutreten, sei deshalb gewissermaßen Ehrensache. Gebraut werden soll nach deutschem Reinheitsgebot mit Hopfen aus Deutschland, Malz läßt sich auch aus Spanien beziehen. Ein Produkt „von der Farbe zwischen Pils und Alt, etwas mit einer Hausbrauerei-Note”, schwebt ihm vor.

Über die Rentabilität macht sich Horst Abel wenig Sorgen. „Wir werden im Preislevel beim deutschen Bier liegen. Aber ich spare den Transport.” Seine Rechnung: 60 Mark pro Hektoliter kostet es, den Gerstensaft auf die Insel zu karren. „Das reicht mir schon als Gewinn.” Selbst den wichtigsten Inhaltsstoff, das Wasser, gibt es in ausreichender Qualität. Auch die Markteinführung sei kein Problem. „Wir fangen mit einer Produktion von drei bis viertausend Hektolitern an, die vertreibe ich über meine eigene Ladenkette.”

Langfristig sollen vor allem einheimische Restaurants und Kneipen die Zielgruppe sein, die mit Flaschen und Fässern versorgt wird. „Hier auf der Insel”, sagt Horst Abel, „muss man bei jedem Geschäft die Mallorquiner als Kunden mit einbeziehen. Sonst geht es nicht.”