Auf sein deutsches Bier muss auf Mallorca niemand verzichten.
Mehr noch: Wohl an kaum einem Ort in Deutschland ist die Dichte der
vertretenen Marken so hoch wie in den touristischen Ballungszentren
an der Playa de Palma oder in Cala Ratjada. Wie hoch der Umsatz
deutschen Gerstensaftes auf der Insel ist, darüber darf spekuliert
werden. Denn die Brauereien und die Importeure lassen sich ungern
in die Karten schauen. Der Kampf um Marktanteile ist auf der Insel
ähnlich hart wie in Deutschland.
Verlässliche Zahlen für Spanien hat der Deutsche Brauer-Bund.
Danach ist der Absatz im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um
über 18 Prozent auf 926 Millionen Hektoliter hochgeschnellt.
„Spanien und speziell Mallorca ist ein sehr interessanter Markt für
die Brauer”, sagt Sprecher Erich Dedrichs. Nur aus Werbezwecken
investiere sicher kein Unternehmen auf der Insel. „Das machen sie
nur, wenn sie auch Gewinne und Zuwachsraten erwarten.”
Mit den Zuwachsraten im Markt Mallorca wird es aber schwierig.
„Wir erwarten rückläufige Besucherzahlen”, sagt Gernot Mauritz, der
Vertriebsdirektor von Warsteiner in Spanien. Auf Mallorca sind die
Sauerländer nach eigener Einschätzung Marktführer, ihren Umsatz
beziffern sie für das letzte Jahr auf 20.000 Hektoliter
(Gesamtspanien 65.000 hl).
Um weiter zu wachsen, sucht Warsteiner neue Absatzmöglichkeiten.
Mit Flaschen und Dosen sollen fortan verstärkt auch Supermärkte
beliefert werden, kündigt Mauritz an. „Mallorca wird auch weiterhin
ein attraktiver Markt sein.”
Zu den drei wichtigsten Auslandsmärkten gehört Spanien,
besonders die deutschen Touristenziele, auch für Krombacher. „Wir
nennen keine Zahlen”, sagt Martin Lauffer, Sprecher des
Unternehmens, das als Nummer zwei gilt. Zu verschenken gebe es
allerdings nichts. „Wir wollen auch im Export Geld verdienen.”
Allerdings weht den großen, „alt eingesessenen” Premium-Marken,
dazu gehören auch Bitburger und die Duisburger König-Brauerei, seit
geraumer Zeit ein kühler Wind ins Gesicht. Denn das bayrische
Weißbier ist nicht nur bundesweit, sondern auch auf der Insel in
Mode gekommen. Marken wie Paulaner, Schneider und Erdinger
versuchen, ein Stück vom Kuchen zu ergattern. „Da gibt es
Zuwächse”, sagt Juan Gea Ortega von Mallorca Kromb Importaciones.
Der langjährige Krombacher-Importeur vertreibt, wie die meisten
seiner Standesgenossen, auch das im Sommer wegen seiner
erfrischenden Wirkung beliebte Getränk.
An der führenden Stellung der Pils-Marken, die sich nach wie vor
zwei Drittel des Marktes teilen, ändert das grundsätzlich nichts,
doch einen neuen Mitbewerber gibt es mit Veltins auch hier. Seit
zwei Jahren kämpft Juan Paches, Chef der Bivelsa in Llucmajor um
Kunden. Mit Erfolg, wie er sagt. „Wir setzen 11.000 Hektoliter an
600 Kunden ab.” Damit, sagt Paches, der auch ab Can Picafort und
Cala Ratjada vertreibt, „spielen wir in der ersten Liga der Großen
mit.” Verstärkt versuche Veltins auch, sich eine Position im Markt
außerhalb der Touristenzentrem zu erobern, betont Juan Paches.
„Besonders in Lokalen in Palma sind wir schon gut vertreten.”
Die bislang klaren Grenzen zwischen deutschen und spanischen
Bieren verschwimmen. „Immer mehr deutsche Hotels haben auch eine
spanische Marke im Angebot”, stellt Juan Gea fest. Letztlich
entscheidet da auch der Preis – und da liegen Cruzcampo, Mahou oder
San Miguel mit rund 10.000 Pesetas für 50 Liter immer noch deutlich
unter ihren germanischen Konkurrenten, die zwischen 14 und 15.000
Pesetas verlangen. Eine Tendenz, die auch Jürgen Lucht beobachtet
hat. Seit 18 Jahren ist er mit seiner Cowarsa in Llucmajor einer
der ältesten Hasen im Biergeschäft. „Die ersten drei Tage trinken
die Leute deutsches Bier, dann spanisches”, sagt de 56-Jährige. Die
Euro-Einführung werde dieses Verhalten noch verstärken, glaubt er.
„Weil dann jeder merkt, was es wirklich kostet.
Den Preisunterschied versuchen die Importeure des deutschen
Biers mit Service auszugleichen, den die spanischen Marken nicht
bieten – ein ständig erreichbarer Kundendienst, Werbung,
Ausstattung und Beratung. Wichtig sei die regelmäßige Reinigung der
Leitungen, betont Jürgen Lucht. „Denn dafür gibt es hier noch kein
Gesetz. Wer hier manche Leitungen sieht, dem vergeht der Appetit
auf ein Bier.” Eine Beratung der Lokale sei auch für Kühlung und
Lagerung erforderlich, sagen die Importeure. „Oft sind die Fässer
der Hitze ausgesetzt; dann muss erheblich mehr Kohlensäure beim
Zapfen zugesetzt werden. Dann klagen die Gäste zu Recht, dass das
Bier nicht bekömmlich ist.”
Über diese zusätzlichen Dienstleistungen konkurrieren Brauer und
Importeure um die Kunden. „Sie zahlen zunächst Geld, damit die
Kunden das Produkt kaufen”, sagt Lucht. Denn weil die Unternehmen
in Spanien nicht wie Deutschland auch Besitzer der Lokale sind, ist
die Bindung an die Marke schwerer zu erreichen. Eine hohe
Fluktuation unter den Kneipiers, die häufig mit mehr Illusionen als
Ideen auf die Insel kommen, erschwert das Geschäft zusätzlich.
Mangelnde Professionaliät hinter dem Tresen beklagen die Importeure
einmütig. „Es gibt zu wenig Fachwirte.” Grundsätzlich aber hält
sich die Sorge um das Geschäft in Grenzen. Juan Gea: „Solange
deutsche Touristen kommen, wird auch deutsches Bier getrunken.”
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