,,Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung in zwei
Fällen” lautete der Vorwurf, dem sich der deutsche
Mallorca-Bewohner Anton W. (Name von der Redaktion geändert) vor
Gericht in Palma zu verantworten hat. Laut Anklageschrift soll der
Mann mittleren Alters im Mai vergangenen Jahres am Flughafen in
Palma zwei Polizisten verletzt haben, als diese ihm wegen
Falschparkens eine Geldbuße aufbrummen wollten. Die Strafandrohung,
über die das ,,Juzgado” urteilen soll, hat es in sich: Sechs Monate
Haft oder eine Geldstrafe von mindestens 360.000 Pesetas (4235
Mark).
Das Verfahren, zu dem am Donnerstag erstmals die Prozessgegner
geladen worden waren, begann nach knapp eineinhalb Stunden
Verspätung mit einer Panne: Der beschlagnahmte Super-8-Film, auf
dem ein Augenzeuge die Festnahme des Deutschen am Flughafen
aufgezeichnet haben soll, ist bislang nicht entwickelt worden. Das
Gericht vertagte die Verhandlung wenige Minuten später auf Ende
März.
Für Anton W. ist der ganze Vorfall nicht nachvollziehbar. ,,Das
gibt's doch nur im Film?!”, sagt der aus Franken stammende Mann
immer wieder. Seit seiner Festnahme samt 28 Stunden
Polizeigewahrsam fühlt sich der Verkaufsleiter nicht mehr
arbeitsfähig, ist bis Ende Januar krankgeschrieben. Anton W., der
seit 1996 regelmäßig seine Urlaube auf Mallorca verbringt und ein
kleines Ferienhäuschen besitzt, ist nicht vorbestraft und hat nach
eigenen Angaben bislang nie etwas mit der Polizei zu tun
gehabt.
Die traumatisierenden Ereignisse vom 12. Mai haben sich tief in
seiner Erinnerung eingebrannt. Er habe einen Freund zum Flughafen
gefahren und in der Kurzparkzone gehalten. Als er nach etwa fünf
Minuten wieder beim Auto war – ein Kabriolett mit deutschem
Kennzeichen – klebte schon ein Strafzettel an seiner
Windschutzscheibe. Die Kommunikation mit dem Beamten der
Lokalpolizei scheiterte am sprachlichen Unvermögen auf beiden
Seiten. ,,Der Polizist hat ja nicht Deutsch gekonnt”, und Anton W.
kann ,,kein Wort Spanisch”.
Der Beamte holte einen Kollegen herbei, Anton W. musste seine
Papiere zeigen, konnte die 7000 Pesetas Strafe mangels Bargeld
nicht zahlen. Schon war der Abschleppwagen da und blockierte das
Kabriolett, gleichzeitig saß der Deutsche in seinem Wagen, um
wegzufahren. Dann eskaliert die Situation: Die beiden kräftigen
Beamten werfen Anton W. nach seinen Worten auf die Motorhaube, die
Nase blutet, er findet sich mit Handschellen am Boden, später in
einer Zelle wieder und erhält während eines ganzen Tages nur zwei
Becher Wasser.
Für die Polizisten stellt sich der Sachverhalt anders dar. Anton
W. habe sie angegriffen und sogar verletzt, so dass sie zwei
beziehungsweise fünf Tage krank waren, heißt es in der
Anklageschrift. Als Wiedergutmachung werden 10.000 Pesetas
gefordert.
Sollte es zu einer Verurteilung kommen, will Anton W. Einspruch
einlegen. Er fühle sich ,,als Deutscher nicht richtig behandelt”.
So hätten etwa die Autos mit spanischen Nummernschildern länger als
sein Wagen in der Parkzone gestanden, ohne einen Strafzettel zu
erhalten.
Beim deutschen Konsulat in Palma, das mit einem eigenen
Prozessbeobachter im Gerichtssaal Flagge zeigte, sind seit knapp
einem Jahr verstärkt Beschwerden über angeblich überzogene
Übergriffe seitens spanischer Beamten eingegangen. ,,Ich habe den
Eindruck, dass die Polizei häufig sehr unverhältnismäßig gegen
deutsche Touristen und Residenten vorgeht”, sagte Konsul
Peter-Christian Haucke auf Anfrage. Delikte, bei denen spanische
Bürger ermahnt werden würden, würden nach Hauckes Eindruck bei
Deutschen zum Teil ,,ganz heftig geahndet”.
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