Aus den Brunnen sprudelt das Wasser nur noch spärlich in die Reservoirs.

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Mallorcas Wasserprobleme – eine unendliche Geschichte. Noch nie seit den Tagen der ,,Operación Barco”, als Mitte der 90er Jahre Tankschiffe Trinkwasser vom Festland herüber brachten, war die Lage so ernst wie zur Zeit.

Der tagelange Ausfall der Meerwasserentsalzungsanlage in Palma sorgte dafür, dass sich die Krise dramatisch zugespitzt hat. Die Reserven in den Stauseen reichen noch für höchstens fünf Tage. Eine weitere Havarie in der überlasteten Wasserfabrik ließe sich kaum ausgleichen. Die zum Sommer angeschafften mobilen ,,Desaladoras” steuern nur einen Bruchteil des konsumierten Trinkwasers bei.

Aus den Brunnen mehr Wasser zu fördern, birgt langfristige Risiken. Sinkt der Wasserspiegel, dringt vom Meer her salziges Wasser ein, die Qualität eines Reservoirs kann auf Dauer zerstört werden, auch wenn Regenfälle das Niveau wieder ansteigen lassen sollten.

Apropos Regenfälle: Während über Katalonien Regenstürme niedergingen und Flüsse über die Ufer traten, registrierten die Meteorologen auf Mallorca keine nennenswerten Niederschläge. In diesem Jahr hat es weniger als halb soviel geregnet wie in normalen Jahren, dabei lebt die Insel doch vom Regenwasser.

Die angespannte Lage bei der Wasserversorgung drängt ein Problem in den Hintergrund: Die Qualität des Trinkwassers. Obwohl es keine exakten Angaben darüber gibt, gehen alle Experten davon aus, dass die Wasserqualität während der Dürre sinkt.

Hygienisch gibt es auf der Insel keine Probleme, was unabhängige Wasserexperten ebenso hervorheben wie das balearische Gesundheitsministerium. Mit Chlor werden überall auf der Insel Keime im Trinkwasser abgetötet.

Dennoch ist das Trinkwasser nicht gesund: Hohe Konzentrationen von Kalk und Magnesium können etwa für Herzkranke oder Menschen mit Nierensteinen gefährlich sein. Wer sein Trinkwasser im Supermarkt kauft, sollte es schnell verbrauchen und vom Sonnenlicht fernhalten, weil sich dadurch auch im Mineralwasser Keime bilden können.

Aber auch Leitungswasser sorgt für Probleme und Ärger: Häufiger als anderswo frisst sich die aggressive Flüssigkeit durch Rohre, der vielfach sehr hohe Gehalt an Kalk lässt Leitungen verstopfen, Heizstäbe in Waschmaschinen verkalken und flexible Rohrverbindungen porös werden. Wasserschäden sind auf Mallorca nach Einschätzung von Experten weitaus häufiger als in Regionen mit weicherem Wasser. Kein Wunder, dass Wasserrohre auf Mallorca oft löchrig sind wie Schweizer Käse und vielerorts mehr als die Hälfte des Wassers ungenutzt versickert. So hängt das Versorgungsproblem doch wieder mit der mangelhaften Wasserqualität zusammen.

Die deutsche Wasseraufbereitungsfirma Wibro hat für MM Proben aus zehn Orten der Insel analysieren lassen, fast überall liegen extrem hohe Konzentrationen von Kalk, Magnesium und Sulfaten vor. ,,So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt”, sagt Heinz Duncker von Wibro. Dabei sei das Wassr nicht überall schlecht: Palma trinkt dank der Meerwasserentsalzungsanlage befriedigende Qualität, auch im Nordosten ist das Wasser brauchbar.

Der hohe Kalkgehalt hat für Experten eine einleuchtende Erklärung: Das in Brunnen geförderte Grundwasser zieht Partikel aus dem Kalkgestein, aus dem die Insel geologisch zum überwiegenden Teil besteht. ,,Andere Regionen, die ihr Trinkwasser aus Oberflächenwasser gewinnen, haben solche Probleme natürlich nicht”, heißt es aus dem balearischen Gesundheitsministerium.

Auch wer den Kalk aus dem Wasser herausziehen lässt, löst damit nicht unbedingt seine Probleme, gibt Heinz Duncker von Wibro zu bedenken. Denn es erhöhen sich im Gegenzug die Nitratwerte, außerdem entwickelt sich aggressive Kohlensäure. Und so entsteht der nächste Wasserschaden anstatt durch ein vom Kalk verstopftes vielleicht durch ein zerfressenes Rohr.