Die Farbe Blau steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die ab Mittwoch, 19. Februar im Caixa Forum in Palma zu sehen ist. „Blau. El color del Modernisme“ richtet ihren Fokus auf den Modernisme. Diese Bewegung entwickelte sich ungefähr zwischen 1885 und 1920 im katalanischsprachigen Raum. Sie umfasste alle kulturellen Bereiche, von Kunst und Architektur bis Musik und Literatur, und war Teil einer Strömung, die einen großen Teil Europas erfasste – als Jugendstil in Deutschland, Wiener Secession in Österreich, Arts & Crafts in Großbritannien und Art Nouveau in Frankreich und Belgien.
Was rief im Modernisme die Farbe Blau hervor und wie beeinflusste zugleich diese künstlerische Bewegung die Wahrnehmung von Blau? Das sind die Fragen, um die sich die Ausstellung an der Plaça Weyler dreht. Organisiert wurde sie in Zusammenarbeit mit dem Museu Nacional d’Art de Catalunya und den Musées d’Art et d’Histoire in Genf. Sie beinhaltet 69 Exponate von zwölf Leihgebern, einige Werke wurden zum ersten Mal verliehen.
Die Auswahl umfasst die wichtigsten Künstler des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert, darunter Hermen Anglada Camarasa, Joaquim Mir, Isidre Nonell, Darío de Regoyos, Nicolau Raurich, Santiago Rusiñol, Joaquín Torres García und Pablo Picasso – dessen Schaffensphase zwischen 1901 und 1905 ging bezeichnenderweise als „Blaue Periode“ in die Geschichte ein. Auch einige herausragende Persönlichkeiten der europäischen Kunst wie Ferdinand Hodler, Gustave Courbet oder Maurice de Vlaminck sind in der Schau vertreten. Des Weiteren werden japanische Drucke aus der Sammlung „Anglada-Camarasa” gezeigt, die Teil der Sammlung der La Caixa ist. Hinzu kommen fünf Filme aus dem Filmarchiv von Katalonien.
Als Inspirationsquelle für diese Ausstellung diente das Gedichtbuch „Azul“ des nicaraguanischen Poeten Rubén Darío, das 1888 erschien und als Initialzündung für die hispano-iberische Literaturbewegung des Modernismo gilt. In ihm fügt Darío dem Blau folgende Bedeutung bei: „Die Farbe der Träume, die Farbe der Kunst, eine hellenische und homerische Farbe, die Farbe des Ozeans und des Firmaments.“
Tatsächlich war die Poesie und Kunst der damaligen Zeit erfüllt von Landschaften in der Dämmerung, Mitternachtshimmel, Berglandschaften, Strand und Meer, aber auch von Alltagsszenen und Porträts, die eine große Vielfalt von Blautönen als Mittel nutzten, um seelische Zustände, spirituelle Themen und Stimmungen auszudrücken.
Zeitgleich erweiterten synthetische Pigmente die Farbpalette der Künstler und mit ihr die Ausdrucksmöglichkeiten und den Nuancenreichtum einer Epoche. Zum kostbaren Ultramarinblau aus Lapislazuli kamen Töne wie Indigo und Kobaltblau, französisches Ultramarin, Preußischblau und Himmelblau hinzu. Fast seherisch wirken da die Worte des französischen Schriftstellers Victor Hugo (1802-1885), der bereits während der Romantik befunden hatte: „Die Kunst ist blau.“
Parallel zu künstlich hergestellten Pigmenten wurde Ende des 19. Jahrhunderts der Film erfunden. In seinen Anfängen wurde die Farbe zunächst manuell, dann mit Schablonen und Farbwalzen aufgetragen. Noch ehe in den 1920er und 1930er Jahren der eigentliche Farbfilm entwickelt wurde, konnte man auf diese Weise Atmosphären mit einer dramaturgischen Bedeutung schaffen. Zum Beispiel stand Rot für Gefahr, Gelb für Freude und Blau für die Nacht. Eben diese frühen, nachkolorierten Farbfilme sind ein weiteres Zeugnis für die Farben des Modernisme, insbesondere für das Blau und seine Bedeutung.
Die Ausstellung im Caixa Forum ist bis Sonntag, 31. Mai, geöffnet. Der Eintritt beträgt sechs Euro und ist für Kunden der Caixabank und für Jugendliche unter 16 Jahren frei.
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