Die Gesichter der Galería Pelaires. | Bartomeu Sastre

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Mallorcas dienstälteste Galerie für zeitgenössische Kunst wird 50. Aus diesem Grund eröffnete die Galería Pelaires in Palma am Donnerstag eine Ausstellung von Künstlern von internationalem Rang und Namen. Titel: „50 años. I. parte“. Der zweite Teil der 50-Jahresfeier wird im Frühjahr 2020 zum Art Palma Brunch eröffnet.

Gezeigt werden bis 10. September Werke von den Hauptvertretern der Arte Povera, Pier Paolo Calzolari, Jannis Kounellis, Fausto Melotti, Giulio Paolini und Michelangelo Pistoletto, ebenso von dem Maler, Bildhauer und Fotokünstler Günther Förg, dem Bildhauer und Zeichner Thomas Schüttem, nicht zu vergessen Rebecca Horn und Antoni Tàpies – und der Künstler der Stunde Null, Joan Miró.

Anfangs war die Galerie ein Hobby. Seinen Lebensunterhalt bestritt Pin-ya mit dem Verkauf von Mode. Doch wenige Wochen nach der Eröffnung am 16. August 1969 trat Joan Miró in die Tür, auf der Suche nach einer Galerie in Palma. Es war der Anfang einer Beziehung, die bis zu Mirós Tod im Jahr 1983 währte.

Neben Miró gehörte auch Antoni Tàpies zu den Künstlern der ersten Stunde. Und Pablo Picasso, der während der Franco-Diktatur verboten war. Um eine Erlaubnis zu erhalten, musste Pinya nach Madrid fahren. Am Ende durfte er die Werke des Künstlers ausstellen, allerdings unter einer Bedingung: Seine Galerie musste er streng von zwei Polizisten bewachen lassen. Bis heute kann sich Pinya königlich darüber amüsieren, wie sich die Ordnungshüter sogar beim Transport und Hängen der Bilder als Helfer einspannen ließen.

Heute sind Miró, Picasso und Tàpies Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Damals kannte sie auf Mallorca kaum jemand. Darum entging der breiten Öffentlichkeit Mirós erste Ausstellung in der Sala Pelaires. Kaum jemand bekam mit, dass bedeutende Kulturgrößen wie die Direktoren des Guggenheim-Museums und des Museum of Modern Art in New York und der Tänzer Maurice Béjart bei der Vernissage anwesend waren.

Die Diktatur in Spanien endete nach dem Tod des „Caudillos“ Francisco Franco im Jahr 1975. Bis dahin war die zeitgenössische Kunst den Machthabern Spaniens politisch suspekt. Wer sie wie Pinya zu Markte trug, wurde misstrauisch beäugt. Die Werke seiner Galerie, das war für die Machthaber rote Subversion auf Leinwand. „Die Kultur in einer Diktatur hat nichts zu tun mit der Kultur in Demokratie und Freiheit“, sagt Pinya.

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Reisen erlaubten es dem Galeristen, wenigstens vorübergehend Freiheit zu atmen und Länder kennenzulernen, in denen die zeitgenössische Kunst ein aufmerksames Publikum hatte. 1974 flog Pinya mit dem Künstler John Ulbricht, der sich 1954 auf Mallorca niedergelassen hatte, nach Washington. Damals stand US-Präsident Richard Nixon kurz davor, über den Watergate-Skandal zu stolpern. In einem Restaurant begegneten die beiden Reisenden dem damaligen Vize-Präsidenten Gerald Ford. Galerist und Künstler versprachen, ihm ein Porträt zu machen, wenn er Präsident der Vereinigten Staaten würde.

Im August desselben Jahres war es so weit: Nixon musste zurücktreten, Ford zog ins Weiße Haus ein – und rief in Mallorca an, um das Versprechen einzufordern. Ulbricht malte ein Porträt der neuen First Lady, Elizabeth Ann Bloomer, das Pinya in Washington enthüllte.

1992 schloss die Sala Pelaires im Carrer Pelaires ihre Pforten, um sie ein paar Häuser weiter wieder zu eröffnen. Bereits 1990 hatte Pinya gleich um die Ecke im Carrer Can Verí 3 ein ehemaliges Trinitarierinnenkloster in das Centre Cultural Contemporani Pelaires umgewandelt. Heute ist der Altstadtpalast aus dem Jahr 1625 der Sitz der Galería Pelaires.

Kein Geringerer als Spaniens damaliger König Juan Carlos I. weihte das Kunstzentrum ein. Der Monarch hielt sich dort auch im August 1995 zu einer Vernissage auf, kurz bevor die Polizei ein Apartment gegenüber dem Marivent-Palast stürmte. Drei ETA-Terroristen hatten sich dort eingenistet, um ein Attentat auf den König zu verüben.

Inzwischen hat Pinyas Sohn Frederic die Geschäfte übernommen. Ganze elf Tage war er alt, als sein Vater die Galerie gründete. Später studierte er in Oxford und machte seine Ausbildung beim Auktionshaus Christie’s.

Der Übergang war fließend. Seither haben sich ein neuer Künstlerstamm und neue Projekte herauskristallisiert, darunter auch simultane Ausstellungen. „Das sind Anpassungen an den Zeitgeist“, erklärt Frederic Pinya. Dass bei der Jubiläumsausstellung die Werke der „alten Garde“ gezeigt werden, hat einen ganz einfachen Grund: Sie spiegeln den Weg wider, den die Galerie zurückgelegt hat. Denn diese Ausstellung ist vor allem eines: „Sie ist eine Hommage an meinen Vater.“