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Eine neue Generation betritt auf Mallorca die Bühne der sogenannten klassischen Musik. Es ist die Generation der 1990er, Musiker, die gerade ihr Studium absolviert haben oder kurz vor dem Abschluss stehen. 30 bis 40 von ihnen haben sich zu einem Kammerorchester zusammengetan, dem Orquestra de Cambra de Mallorca.

Gründer und Leiter des Ensembles ist der Dirigent und Komponist Bernat Quetglas. Geboren 1993 in Palma, studierte er am Konservatorium in Palma Bratsche, am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid Komposition und Dirigieren und führt derzeit seine Dirigentenausbildung mit einem Masterstudium an der Privatuniversität Alfonso X el Sabio in Madrid fort.

Mit dem neu gegründeten Kammerorchester verfolgt Quetglas verschiedene Ziele. Zum einen bezeichnet er es als Sprungbrett für junge Musiker. "Es gibt auf der Insel viele sehr gute junge Musiker, die hier keine Möglichkeit haben, ihren Beruf auszuüben", erklärt er und fügt hinzu: "Ich will aber kein lokalpatriotisch geprägtes Projekt. Ich freue mich auch, wenn Leute von außerhalb frischen Wind hinein bringen"

Auf Nachfrage stellt er klar, ein Sprungbrett sei kein Durchlauferhitzer: "Um einen eigenen Klang zu schaffen, soll das Ensemble fest und beständig sein, natürlich mit Wechseln, wie es sie in jedem Orchester gibt." Das heißt auch: "Wir wollen nicht nur drei Konzerte geben, und dann ist Schluss. Das ist ein Projekt mit langer Garzeit."

Ziel Nummer zwei: Das Orchester will konsequent die Part Forana bespielen, also alle Orte außer Palma. Damit unterscheidet es sich von allen bisherigen Klangkörpern. Zwar wiederholt das Sinfonieorchester der Balearen einen Teil seiner Abonnementskonzerte mittlerweile auch in Manacor, zwar treten Chor und Orchester der Fundació Studium Aureum auch mal bei den Veladas Musicales in Deià auf, doch Mittelpunkt des konzertanten Geschehens ist - mit Ausnahme des Jugendorchesters der Balearen - stets Palma.

Hier will das Orquestra de Cambra de Mallorca eine Lücke schließen, aus der Not der Gemeinden eine Tugend der Musiker machen. Man könne von den Auswärtigen nicht erwarten, dass sie für ein kulturelles Ereignis immer nach Palma fahren müssten, meint Quetglas. Der Vorteil: Für ein Kammerorchester sei es aus logistischen Gründen einfacher als für ein größeres Sinfonieorchester, in die verschiedenen Orte zu kommen, auch auf die anderen Inseln der Balearen.

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Dass viele Gemeinden ihre kleinen Theater und Kulturhäuser nicht ausreizen, will er sich und seinem Orchester zunutze machen. Wenn jedes Programm an mehreren Orten aufgeführt werden könne, sei es für die einzelnen Gemeinden erschwinglich und für das Ensemble rentabel, lautet seine Kalkulation.

Die ersten Konzerte stehen bereits fest. Nach seinem Einstand am vergangenen 30. Dezember im Theater von Llubí wird das Orchester Werke von Beethoven und Haydn aufführen, am 17. März im Auditorium von Alcúdia und am 18. März im Espai 36 in Sant Llorenç de Cardassar. Solist ist der Pianist Magí Garcies, der derzeit noch in Weimar studiert. Er sei ein Riesentalent, genauso wie der in Holland studierende Oboist Daniel Higón, der an 6. und 7. Mai mit dem Orchester in Sa Cabaneta und in Sa Pobla auftreten wird. Zwei weitere Konzerte sind im Juni in Inca und Son Servera geplant.

Die Sorge, dass Mallorca nicht genügend Publikum für ein weiteres Orchester hergibt, macht sich Quetglas nicht. "Die klassische Musik durchlebt nicht ihre beste Zeit, und Justin Bieber hat sicher mehr Publikum", räumt er ein. Im Vergleich zu anderen Autonomen Regionen Spaniens schneiden die Balearen jedoch schlecht ab: "Das Angebot liegt weit unter dem Durchschnitt", schildert der Orchesterleiter die Situation auf Mallorca und den Nachbarinseln.

Die Schuld dafür mag er nicht allein den öffentlichen Institutionen und der gewöhnlich kurzfristigen Planung der Gemeinden anlasten. Auch nicht einem fehlenden Gesetz für Mäzenatentum. Immer wieder betont er, wie wichtig gute Manager in der Musikbranche sind, doch die seien auf Mallorca Mangelware.

Für sein Orchester hat Quetglas bisher diese Aufgabe übernommen, hat die ersten Konzerte organisiert und die ersten Sponsoren gewonnen. Doch in erster Linie ist er künstlerischer Leiter und nicht Manager. Deshalb sagt er: "Wenn sich die richtige Person findet, werde ich ihr liebend gern diese Aufgabe überlassen."

(aus MM 3/2017)